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Berlin: Christopher-Street-Day: Schwul, schrill - und ganz normal

Hunderttausende Schwule, Lesben und Heterosexuelle haben am Sonnabend in Berlin den Christopher-Street-Day gefeiert. Mit einer bunten Parade zogen sie vom Kurfürstendamm am Brandenburger Tor vorbei bis zur Siegessäule.

Hunderttausende Schwule, Lesben und Heterosexuelle haben am Sonnabend in Berlin den Christopher-Street-Day gefeiert. Mit einer bunten Parade zogen sie vom Kurfürstendamm am Brandenburger Tor vorbei bis zur Siegessäule. Viele Teilnehmer schwenkten Regenbogenfahnen und forderte n auf Transparenten mehr Toleranz und ein Ende der Diskriminierung Homsexueller, andere wollten einfach nur feiern und tanzten trotz des nasskalten Wetters knapp bekleidet auf den und um die 80 Umzugs-Wagen herum. Einen kleinere Parade gab es am Abend in Kreuzberg. Die anschließenden Parties dauerten bis zum nächsten Morgen. Viele der Feiernden waren für den Umzug unter dem Motto "Berlin stellt sich que(e)r gegen Rechts" aus anderen Städten angereist. So wie der Zollbeamte Achim - seinen Nachnamen will hier kaum jemand nennen - aus Görlitz, der mit seinem Freund Steffen ausgelassen hinter einem Techno-Wagen hertanzt. "Wir wollen zeigen, dass es normal ist, schwul zu sein", sagen sie. In Görlitz würden sie sich das nicht trauen: "Da würden die Leute tot umfallen, wenn wir nur Hand in Hand durch die Straßen liefen", sagt der 37-Jährige.

"Wir kämpfen immer noch um Anerkennung", erklärt auch die Arzthelferin Christine aus Neukölln. Für die 37-Jährige in Lederkluft, die mit ihrer Freundin Jeannette hinter dem Wagen eines lesbischen Vereins zu Madonna-Musik tanzt, ist der CSD nicht bloß Demonstration oder Party - "das ist eine Lebenseinstellung". Das sieht auch die Religionslehrerin George Gramsch ähnlich. Für die 57-Jährige aus Wilmersdorf, die auf dem Wagen der Lesbischen Initiative "Rat und Tat" mitfährt, ist der Christopher-Street-Day nach wie vor ein "Befreiungsfest".

Viele der Feiernden hatten sich für den Tag in schrille Kostüme geschmissen. Markus, von Beruf Architekt und an allen anderen Tagen des Jahres dezent im Anzug unterwegs, tanzte in einem leuchtend blauen Prinzessinen-Kostüm samt Perücke und Stöckelschuhen über die Tauentzienstraße. "Männer in Frauenkleidern - das ist absurd und macht einfach riesig Spaß", sagt er lachend. "So kann man die Schwulenbewegung auf eine heitere, nette Art ins öffentliche Bewusstsein rücken."

Besonders viele Blicke der Passanten ziehen Paare wie René und Holger auf sich, die auf dem Wagen der Szene-Bar "Stahlrohr" mit Gleichgesinnten im Sado-Maso-Dress auftreten. Der eine trägt außer einem ledernen Lendenschurz, einem Maulkorb und einer Kette um den Hals fast nichts am Körper, der andere ist von Kopf bis Fuß in Leder gekleidet und schwingt gelegentlich die Reitpeitsche in Richtung seines Freundes. In welchem Verhältnis die beiden zueinander stehen, erklärt der fröstelnde René, indem er schweigend auf die Tätowierung zeigt, die er seinem Feund gewidmet hat: "Sir H" steht auf seinem Arm.

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