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Berliner Clubs stellen sich zunehmend die Frage nach energieeffzientem Feiern. Der "Privatclub" hat schon einiges getan.

© dpa

Clubs wollen grüner werden: Energiesparend durch die Nacht

Berliner Clubs wollen energieeffizienter werden. Der Privatclub ist ziemlich weit – und auf einmal klappt’s auch mit den Nachbarn.

Die Körper bewegen sich zu Gitarrenmusik, zappeln im Rhythmus der harten Bässe. Im Club ist es dunkel, die Besucher stehen dicht an dicht, trotzdem ist der Nachbar nur als Silhouette zu erkennen. Dichter Nebel legt sich über die Tanzfläche. Weiß-blau wirbelt das Scheinwerferlicht durch den Raum, trifft es einen der Tanzenden, sieht es aus, als seien seine Bewegungen eingefroren. Wer von der Rhythmusakrobatik erschöpft ist, wechselt an die Theke: „Ein Clubmate-Wodka!“ „Kommt sofort“, brüllt die Tresenkraft zurück, holt die Mate aus dem Kühlschrank, den Wodka aus der Truhe, und reicht die Mateflasche über die Theke. Abtrinken, Wodka dazu kippen, fertig ist das Getränk. Neue Energie für eine lange Nacht. So oder ähnlich sieht eine ganz normale Nacht im Privatclub an der Skalitzer Straße in Kreuzberg aus. Kleine Clubs wie ihn gibt es in Berlin viele. 300 öffnen fast jede Nacht ihre Türen – nicht ohne Grund ist Berlin weltweit als Partymetropole bekannt. Doch so eine Berliner Nacht frisst nicht nur die Energie der Clubbesucher. Licht, Kühlschränke, Nebelmaschine – das alles frisst Strom, Wasser, kurz: der Energieverbrauch ist enorm. Durchschnittlich 50 Tonnen Kohlenstoffdioxid stößt ein Club im Jahr aus. Für eine Stadt, die bis 2050 klimaneutral sein will, ist das zu viel, finden einige.

LED-Leuchten, gedämmte Wände und effiziente Kühlschränke

Privatclub-Betreiber Norbert Jackschenties zum Beispiel, versucht es anders zu machen. „Ein hoher Energieverbrauch ist nicht nur schlecht für das Klima, das kostet auch Geld“, sagt er. 2012 zog der Privatclub aus der nahegelegenen Pücklerstraße nach 15 Jahren in das alte Postamt an der Skalitzer Straße. Wo früher Transportbänder die Berliner Post durch die Lagerhalle transportierten, eine Rollrampe die Pakete in die Zustellfahrzeuge beförderte, befindet sich heute einer der energieeffizientesten Clubs Berlins. Denn Jackschenties hat sich bei jedem Schritt seiner sechsmonatigen Umbauarbeiten gefragt: Wo kann ich Energie sparen? Denn das heißt ja auch: Geld sparen?

„Das heißt zum Beispiel: LED-Leuchten statt der alten stromfressenden Scheinwerfer.“ LEDs wandeln 95 Prozent der Energie in Licht um, das spart Strom. Außerdem hat der Clubbetreiber die Wände dreifach gedämmt. Damit mehr Wärme drin bleibt, aber natürlich auch, weil der Lärm nicht nach außen dringt. Nie wieder wollte der Clubbetreiber die Polizei auf einer seiner Partys haben. Am alten Standort waren die Beamten regelmäßig zu Gast. Doch der „neue Laden ist wirklich dicht“. Die Anschaffung der Geräte war mitunter teuer, aber die Anstrengungen zahlen sich aus. „Im letzten Jahr stand auf der Betriebskostenabrechnung ein Plus von 3000 Euro“, sagt Jackschenties.

Auch bei den Kühlschränken hat er nicht gespart. Jackschenties hat Modelle gekauft, die weniger Strom fressen als die häufig anzutreffenden Promo-Kühlschränke von Getränkeherstellern. Die sind zwar in der Anschaffung billig, im Nachhinein allerdings teurer, rechnet Jackschenties vor.

Initiative Clubmob Berlin

Damit der Privatclub viele Nachahmer bekommt, hat sich vor drei Jahren die Initiative Clubmob Berlin gegründet. „Wir machen Partys für das Klima“, sagt Veranstalterin Konstanze Meyer. Die „Clubmobs“, lehnen sich an das Prinzip des „Carrotmobs“ an: Das Feierpublikum soll Geld zum Energiesparen beisteuern, indem sie das tun, was sie sowieso vorhaben: Party machen. Wie ein Esel, dem zur Motivation eine Karotte unter die Nase gehalten wird. Der erste Clubmob fand vor drei Jahren im SO 36 statt. 300 Leute kamen. Die 2110 Euro Gewinn flossen in neue LED-Leuchten und Kühlschränke, der Strom kommt seitdem vom Ökostromanbieter. Auch das Yaam will grüner werden und veranstaltete Ende November einen Clubmob, um Energie- und Wassersparmaßnahmen finanzieren zu können.

Der Privatclub ist da schon ein bisschen weiter. Trotzdem will Norbert Jackschenties mit seinem Club noch klimafreundlicher werden. „Einer geht noch“, sagt er. Was für die Gäste im Privatclub bei der Runde Wodka-Mate gilt, hat sich Jackschenties für die Energiebilanz vorgenommen. Im Frühjahr will er den nächsten Clubmob veranstalten – um noch klimaneutraler zu werden.

Mehr Infos unter:

www.clubmob.de

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