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Berlin: Dagobert klaut in England

Der Fernsehsender Channel 4 zeigt den Kaufhaus-Erpresser Arno Funke auf drei Beutezügen

Im August 2000 wurde der Kaufhaus-Erpresser wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen, jetzt war die englische Polizei hinter ihm her. Er hat geklaut. Dinge die als perfekt gesichert galten: einen Sportwagen, ein Rennpferd und ein ausgesprochen teures Gemälde. Drei spektakuläre Diebstähle, gemeinsam mit vier Schwerverbrechern. Dieses Mal ist alles anders.

Dieses Mal hat Arno „Dagobert“ Funke Komplizen, schwere englische Jungs. Dieses Mal hat sich die kriminelle Energie gelohnt. Und dieses Mal wird Arno Funke für seine kriminelle Energie nicht mit Zuchthaus bestraft, sondern bezahlt. Vom englischen Fernsehen. Der Sender Channel 4 strahlt im Herbst dieses Jahres drei Folgen seiner TV-Show „Cat and Mouse“ aus, in denen Funke mitspielt. „Die Sendung ist halb Dokumentation, halb Show“, sagt Channel-4-Sprecherin Mags Patten. Das Prinzip besteht darin, dass Schwerverbrecher, die im wirklichen Leben verurteilt wurden, Gegenstände klauen. Die Besitzer, meist Privatleute, „wissen davon“, sagt Patten. „Ihre Sicherheitsleute aber nicht.“ Und die alarmieren irgendwann die Polizei, die dann – im Einvernehmen mit den Fernsehleuten – nach einem Deutschen und vier Komplizen fahndet.

Früher war er alleine: im Mai 1988, als er im KaDeWe eine Bombe hochgehen ließ und dafür 250000 Euro erpresste. Vier Jahre später, als er bei Karstadt in Hamburg, Bremen und Hannover erneut Bomben hinterlegte, weil er Pleite war. Dieses Mal sollten es 720000 Euro sein. Vermutlich war Dagobert sehr alleine, als mehrere Geldübergaben scheiterten, so ausgeklügelt sie auch waren. Weitere Bomben explodierten, ohne dass Dagobert mit ihrer Hilfe reich geworden wäre. Im Gegenteil. Am 22. April 1994 wurde er festgenommen, im Sommer 1995 verurteilt. Am Ende kamen neun Jahre Knast raus, von denen er mehr als sechs absaß.

Dieses Mal also hat Dagobert Komplizen. Wer die sind, darüber war gestern nichts zu erfahren. „Ich kann Ihnen dazu leider nichts verraten“, sagt Rudolph Herzog. Der Sohn des Starregisseurs Werner Herzog ist der Co-Regisseur der Folgen. Auch Mags Patten hält sich bedeckt. „Typen, deren Gesicht man aus den Medien kennt“, sagt Mags Patten. Mehr will auch sie nicht preisgeben, um ihrem Sender nicht die Quote zu verhageln. Ist vielleicht Ronald Biggs dabei, der legendäre Postzugräuber? „Oh Gott, nein, was wäre das für ein Team. Keine weitere Auskunft, sorry.“

Auch Arno Funke selbst will sich nicht äußern. Solche Zurückhaltung ist man von ihm nicht gewohnt. Kaum aus dem Gefängnis entlassen, war er im Jahr 2000 an einem Pilotfilm für eine Kriminalkomödie beteiligt. Er hat als Karikaturist beim Satire-Magazin Eulenspiegel gearbeitet und eine Biografie mit dem Titel „Mein Leben als Dagobert“ geschrieben. Doch diesmal sagt er nur: „Ich darf nichts sagen. Das habe ich unterschrieben.“

Marc Neller

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