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Berlin: Dahlem: Aus der Traum von den "Uni-Headquarters"

Der Traum von einem zentralen Uni-Campus der Freien Universität (FU) ist geplatzt. "Villen gegen Headquarters" - das war der Plan.

Der Traum von einem zentralen Uni-Campus der Freien Universität (FU) ist geplatzt. "Villen gegen Headquarters" - das war der Plan. Über den Verkauf von Villen wollte die Uni-Verwaltung das rund 50 Millionen Mark teure Grundstück des ehemaligen Hauptquartiers der alliierten US-Streitkräfte mit elf überwiegend denkmalgeschützten Gebäuden an der Clayallee zur Hälfte finanzieren. Die andere Hälfte der Kosten sollte der Bund laut Hochschulbauförderungsgesetz übernehmen. Doch die jahrelangen Verhandlungen der FU mit der Oberfinanzdirektion (OFD), die die 75 000 Quadratmeter große, bundeseigene Immobilie verwaltet, sind gescheitert. "Das Projekt ist geplatzt", bestätigt OFD-Referent Thomas Kropp. "Wir haben das Grundstück ausgeschrieben und Anzeigen geschaltet." Mehrere Interessenten hätten sich bereits gemeldet. Die FU habe sich monatelang nicht gerührt.

Tatsächlich gab es den letzten Kontakt mit der Bundesbehörde im Mai. Für die Universität kommt die Absage dennoch überraschend. "Mir ist das neu", sagt Uwe Meisung, Leiter des Grundstücksreferats der FU. Die FU-Verwaltung sei bisher nicht darüber informiert worden, dass die Headquarters öffentlich ausgeschrieben wird. Wie die FU nun weiter vorgeht, wisse er noch nicht. "Wir haben keine Alternative für einen zentralen Campus", sagt Meising.

Das Kasernen-Ensemble an der Clayallee, das in der Nähe vieler FU-Gebäude liegt, war in den 30er Jahren unter den Nationalsozialisten für Görings Luftwaffe erbaut worden. Nach dem Krieg richteten die amerikanischen Streitkräfte dort ihr Hauptquartier ein, bis sie 1994 aus Berlin abzogen. Der Bundesnachrichtendienst hatte erwogen, auf das Gelände zu ziehen, entschied sich jedoch für die Roosevelt-Kaserne am Gardeschützenweg in Lichterfelde, um den FU-Plänen nicht in die Quere zu kommen.

Die FU hatte alle Hoffnungen in den Erwerb der Headquarters gesetzt, denn bislang ist die Uni ein räumlich zersplittertes Provisorium: Außer der Rost- und Silberlaube an der Thielallee werden 89 zum größten Teil landeseigene Villen in Dahlem genutzt. 22 der genutzten Häuser sollten veräußert und Mietobjekte aufgegeben werden, um das Geld für den Erwerb des ehemaligen US-Hauptquartiers flüssig zu machen. Weitere Uni-Standorte befinden sich weit weg, in Wilmersdorf und Lankwitz. Auch ein großer Teil der Verwaltung könnte in ein "FU-Hauptquartier" ziehen - und so Kosten minimieren, die durch hohe Mieten in der ehemaligen Alliierten-Kommandantur in der Kaiserswerther Straße verursacht werden. Ein zentraler Campus wäre die Uni langfristig sehr viel günstiger gekommen.

Der Kaufvertrag für das Grundstück stand im Frühjahr kurz vor der Unterzeichnung (wir berichteten). Doch man hatte entdeckt, dass wegen der Verwendung alter Klebstoffe gefährliche Gase austreten und die Räume teuer saniert werden müssten. Von der Oberfinanzdirektion forderte die FU eine Beteiligung an den geschätzten Mehrkosten von rund zehn Millionen Mark. "Wir haben das abgelehnt", sagt OFD-Mitarbeiter Kropp. Die Verhandlungen stockten. Mehrere Termine zum Vertragsabschluss verstrichen. Eine Einigung kam nicht zustande.

In der Oberfinanzdirektion hat man nun keine Zweifel, die Immobilie in bester Lage anderweitig verkaufen zu können. Mit einem Abschluss rechnet Kropp jedoch nicht mehr in diesem Jahr. Damit bleibt bis auf weiteres offen, auf welche Weise das brach liegende Hauptquartier wiederbelebt wird.

Katharina Körting

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