Der Tagesspiegel-Adventskalender: Das 16. Türchen

Manche Autos fahren so schnell am Grünstreifen gegenüber der Domäne Dahlem vorbei, dass ihre Insassen gerade noch das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erkennen können, das 1926 von Hermann Hosaeus entworfen wurde. Doch aufmerksame Fußgänger sehen mehr: Am seitlichen Hang des kleinen Hügels, der früher einmal Dorfanger war, befindet sich eine grüne, eisenbeschlagene Eichentür.

Dahinter liegt weder Hobbithöhle noch Kerker. 1709 erbaute Cuno Hans von Wilmerstorff in vier Meter Tiefe den Eiskeller des Ritterguts. Wenn im Winter Eis aus dem Grunewaldsee gesägt wurde, brachte man es hierher, wo es bis in die heißen Sommermonate hinein Nahrung kühlen und somit konservieren konnte. Ein wesentlicher Schritt für die Landwirtschaft.

Man bewahrte dafür das Eis in einem runden Kuppelraum im Zentrum des Kellers auf. Um diesen Raum wiederum führte ein Gang, in dem die Nahrungsmittel lagerten und der über drei Fenster mit dem Zentrum verbunden ist. Die Nahrung „umwickelte“ also praktisch das Eis. Noch heute sieht der Keller so aus wie damals, doch leider darf wegen Baumängeln niemand hinein.

Türchen Nummer eins führte bereits nach Schöneberg, die zweite Tür erzählt von alten Zeiten und die dritte vom Untergrund. Die vierte Tür ist ein geheimer Übergabeort, um die fünfte "kommste nicht drumrum" und die sechste bringt das Glück. Hinter der Sieben aber steppt der Berliner Bär und die achte Tür ist unscheinbar. Hinter der neunten steckt Tradition, auf die zehnte Tür ist Verlass und Türchen Nummer 11 versprüht Großstadtromantik. Das 12. Türchen nun führt in die tropische Unterwelt und Tür Nummer 13 ist ein Relikt. Wer das 14. "Türchen" öffnet, braucht drei Schlüssel. Türchen 15 sollte besser verschlossen bleiben.

Johannes Drosdowski