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Berlin: Das Café wird zum Funkhaus

Einen Espresso und eine Flatrate, bitte: In immer mehr Lokalen gibt es drahtloses Internet

In New York ist es schon lange hip – in Berlin werden Leute immer noch scheel angeguckt, die ins Kaffeehaus kommen, sich an den Tisch setzen, ihr Laptop aufklappen und dann im Internet surfen. Statt sich Gedanken zu machen, wie denn die Daten ohne Kabel in den Computer kommen, heben die Beobachter lieber geringschätzig die Augenbrauen – wie damals, als die ersten Handys auftauchten. Und ähnlich wie das mobile Telefonieren funktioniert das kabellose Surfen. Die Daten kommen über Funk ins Gerät, über das so genannte Wireless LAN, das in öffentlichen Internetzugängen, den Hotspots, angeboten wird. Immer mehr gibt es davon. Die Kaffeehauskette Starbucks hat es zum Beispiel, aber auch Szenelokale. Eine Bar mit Gästen, die nur auf ihre Monitore starren? „Das wäre nicht gerade kommunikativ“, sagt Michael Hunger vom „Morena“ in der Wiener Straße. Freilich glaubt er nicht, dass aus dem Kreuzberger Lokal ein Dorado für Dauersurfer werden könnte. „Hier gehen zumeist Mitarbeiter von Medienfirmen online, aber die fallen kaum auf.“ Doch die modernen Zeiten wollte die traditionelle Kneipe ebenso nicht verschlafen. Andere Gäste starten hier in den Tag: „Man kann hier gelegentlich mal Musik runterladen, mehr erlaubt das Netz nicht“, sagt der Germanistikstudent Leczek Zblewski, der vorm Laptop sitzend in sein Lachsbrötchen beißt. Das Morena wird auch für ihn eine beliebte Frühstücksadresse bleiben, die eben um einen Service erweitert wurde. Um den ging es auch auch für Sonja Ramm. Das Funknetz war das „i-Tüpfelchen“ ihres „Café 8bar“. „Ich bin aus der Firma geflüchtet und habe mein Geld ins Café gesteckt“, sagt sie. Während vorne in der Katzbachstraße 33 die Espressomaschine gurgelt, arbeitet sie im hinteren Raum an ihrem Rechner. „Für kleine Recherchen ist das hier sehr entspannend, außerdem gibt man sich untereinander Tipps“, sagt Florian Dannert, der seine Kaffeepause mit dem Surfen verbindet.

Weitaus weniger Resonanz erfährt der Hotspot in der Hudson Bar, obwohl es dort schon seit zwei Jahren funkt. Ein paar Büroleute kommen zwar zum Afterwork-Cocktail mit ihren Laptops in das gemütliche Lokal, doch vom großen Surfer-Boom ist bislang wenig zu spüren. „Wir haben ja auch nur freitags und samstags geöffnet“, sagt der Betreiber Udo Schmidt, der den Service eher aus Hobby anbietet. „Das wird die Alternative zu UMTS“, sagt Schmidt. In wenigen Jahren werde man überall online gehen. Und dann gehört auch der Mini-Computer zur Kneipentour.

Café 8bar, Katzbachstr. 33, Kreuzberg, Mo.-Fr. 8 bis 17 Uhr, Sa./.So 12 bis 17 Uhr, www.cafe.refinity.net ; Hudson Bar, Elßholzstraße 10, Schöneberg, Fr./Sa. ab 21 Uhr, www.hudsonbar.de ; Morena, Wiener Str. 60, Kreuzberg, tägl. ab 9 Uhr, www.cafe-morena.de ; Infos über WLAN und öffentlichen Hotspots: www.mobileaccess.de/wlan

Henning Kraudzun

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