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Berlin: Das dreifache Lottchen

Yvonne, Sabrina und Sandy Reifschneider sind eineiige Drillinge – und die neue Popband „Dreist“. Im Herbst erscheint ihre erste Single

Eigentlich hätte die Kellnerin gar nicht fragen müssen. „Dasselbe“ klingt ihr im Chor entgegen, als nach Yvonne auch Sabrina und Sandy ihre Bestellung aufgeben. Kurz darauf stehen drei große Gläser mit Eiskaffee vor den drei Mädchen, die auch sofort – wie auf Befehl – in die bunten Strohhalme beißen. „Das ist immer so“, sagt Wolfgang Büscher und lehnt sich mit zufriedenem Gesichtsausdruck in seinem Sessel zurück. „Sie bestellen das gleiche Essen, sie mögen die gleichen Klamotten und sie denken das Gleiche.“

Yvonne, Sabrina und Sandy Reifschneider sind eineiige Drillinge. Zusammen sind die Mädels aber nicht nur eine seltene Erscheinung auf Berlins Straßen, sondern auch auf der Bühne, auf der sie als Musik-Band „Dreist“ stehen. Wenn es nach Manager Wolfgang Büscher geht sollen sie von diesem Herbst an der neue Stern am deutschen Pop-Rock- Himmel sein. Ihr erste Single „Alles nu bla bla“ wird am 13. Oktober erscheinen, auch ein Album ist in Arbeit.

Aufsehen erregen die drei 24-Jährigen aber schon jetzt. Obwohl sie erst seit einem halben Jahr ihre Musikkarriere mit großen Auftritten und einer entsprechenden Vermarktung durch den Manager in Angriff genommen, haben die Drei bereits mehrere Fanclubs. Täglich tragen sich neue Anhänger ins Gästebuch der Homepage ein, bestellen Autogramme und schicken selbst gemachte Plakate. „Der Drillings-Effekt ist schon enorm“, sagt Wolfgang Büscher. „Den Fans gefällt vor allem dieses Familiending.“

Auch bei den Medien kommen die Drei riesig an. Zeitungen und Radiosender fragen nach Interviews und bei der Firma Endemol sind Sandy, Yvonne und Sabrina als Moderatorinnen für ein Fernsehmagazin im Gespräch, das Casting haben sie schon hinter sich.

Immer im Mittelpunkt zu stehen, ist für die Drillinge, die jetzt von ihrem Studienort Frankfurt am Main nach Berlin gezogen sind, nichts ungewöhnliches. Schließlich war schon ihre Geburt im hessischen Hanau ein echtes Ereignis. Die Presse kam und auch der Bürgermeister, der der von der Geburt noch erschöpften Mutter drei Sparbücher mit jeweils zwanzig Mark in die Hand drückte. Und auch in den Folgejahren ließ die Presse die Mädels nicht aus den Augen. Es gab Berichte über die „Drei aus einem Ei“, als sie in der Grundschule waren und Reportagen von der Konfirmation. Selbst finden die drei Mädchen das Leben als Drillinge nichts Ungewöhnliches. „Nur, dass man ständig mit dem Namen der anderen angesprochen wird, das nervt“, sagt Sandy und rollt mit den Augen. „Meistens sage ich dann einfach ja und erzähle dann der, die gemeint war, was gesagt wurde.“

Dass sie im Moment vor allem wegen ihrer ungewöhnlichen Familienverhältnisse gut ankommen, stört die drei Mädels wenig. Schließlich sind sie „überzeugte“ Drillinge. Sie mögen die gleiche Musik, und haben die gleichen Hobbys – gehen gemeinsam zum Reiten und nähen abends vor dem Fernseher zusammen Teddybären. „Wir haben sogar schon einen Preis gewonnen“, sagt Sabrina stolz.

Das größte Hobby aber war schon immer die Musik, setzt Sabrina sogleich hinzu . „Wir haben ja immer Musik gemacht.“ Mit sechs bekamen schenkte die Großmutter das erste Keyboard, mit acht lernten alle drei Klarinette, spielten im Hanauer Blasorchester und sangen im Frauenchor. Weil Klarinette irgendwann „zu langweilig“ wurde, stiegen Sabrina und Yvonne auf Querflöte um, und Sandy – der Klarinette einfach zu mädchenhaft war – entschied sich kurzerhand für die Tuba. Inzwischen gehören auch E-Gitarre, Bass und Schlagzeug zum geschwisterlichen Instrumenten-Repertoire. Kein Wunder, dass sich alle nach dem Abitur für ein Musikwissenschaftsstudium in Frankfurt entschieden – und jetzt für die Karriere nach Berlin ziehen.

Was ihre Zukunft angeht sind die drei Mädchen realistisch. „Keine Ahnung, ob wir Karriere machen“, sagt Sandy mit leichter Stimme. Wolfgang Büscher aber ist sich sicher. „Das wird ein riesen Ding. Ich müsste in meinem Leben schon alles falsch gemacht haben, wenn das nichts wird.“

Anne Seith

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