zum Hauptinhalt

Berlin: Das Entgelt wird seit Januar auch in diversen Berliner Unternehmen verlangt

Seit Jahresbeginn erheben viele Reisebüros Buchungsgebühren für Flugtickets und Bahnfahrkarten - doch die zusätzlichen Kosten könnten die schlechte wirtschaftliche Lage der Branche weiter verschärfen. "Bundesweit droht 10 000 mittelständischen Reisebüros der Konkurs", sagte gestern der Sprecher des Bundesverbandes mittelständischer Reiseunternehmen, Frank Weigand.

Seit Jahresbeginn erheben viele Reisebüros Buchungsgebühren für Flugtickets und Bahnfahrkarten - doch die zusätzlichen Kosten könnten die schlechte wirtschaftliche Lage der Branche weiter verschärfen. "Bundesweit droht 10 000 mittelständischen Reisebüros der Konkurs", sagte gestern der Sprecher des Bundesverbandes mittelständischer Reiseunternehmen, Frank Weigand. Zu befürchten sei, dass immer mehr Kunden über das Internet buchten. Die Gebühr wird auch in einer Reihe Berliner Reisebüros verlangt. Beispielsweise nimmt Hapag-Lloyd in seinen zwölf Berliner Filialen fünf Mark für die Buchung von Bahnreisen und 20 Mark für Flugtickets. Das Entgelt ist in der Branche aber weiter umstritten.

Die TUI Leisure Travel GmbH hatte ihren deutschlandweit rund 1100 Filialen und Franchisepartnern empfohlen, die Gebühr zum 1. Januar einzuführen. TUI begründete das mit den sinkenden Provisionen, die die Lufthansa den Reisebüros für die Ausstellung der Tickets zahlt. Bei Inlandflügen sank dieser Satz von 9 auf 5 Prozent. Zum Jahresbeginn senkte die Gesellschaft außerdem die Provisionen für einige Interkontinental- sowie für innereuropäische Flüge und führte ein leistungsabhängiges Bonussystem ein. Lufthansa begründet das mit der Konkurrenz auf dem Weltmarkt. Andere Airlines ziehen nach. Für die Reisebüros bedeute das jedoch Einnahmeverluste, sie könnten nicht mehr kostendeckend arbeiten, sagte TUI-Sprecherin Julia zur Weihn. Zu dem Konzern gehören neben Hapag-Lloyd, First, Thomas Cook und die TUI-Reisecenter.

"Wir können unsere Dienstleistung nicht kostenlos anbieten", sagte gestern der Leiter der Hapag-Lloyd-Filiale in der Müllerstraße, Johannes Hübner. Die Kunden würden die neue "Servicegebühr" akzeptieren. Für ein Flugticket, das 800 Mark koste, bekomme er zum Teil nur noch 40 Mark Provision, sagt Hübner. Ein Flugticket auszustellen koste ihn jedoch 60 Mark an Löhnen, Miete und Gebühren für das Reservierungssystem. Plus mache seine Filiale nur mit Pauschalreisen, sagt Hübner. Ähnlich antworten ein paar Häuser weiter die Angestellten des eigenständigen Reisebüro Stahl. Hier muss man neuerdings sogar schon für die reine Beratung bezahlen, unabhängig davon, ob man bucht oder nicht. Drei Zugauskünfte kosten fünf Mark. Am Telefon werden nur noch Stammkunden beraten. "Die Kunden hätten dafür kein Verständnis", sagt hingegen Katrin Schlüter von Passat-Reisen in der Müllerstraße. In ihrem Unternehmen sei die Gebühr erst mal "kein Thema". Sie hätten viele junge Kunden, die sich in mehreren Büros nach dem billigsten Angebot erkundigten. Würden zusätzliche Gebühren erhoben, sei zu befürchten, dass sie sich ihre Tickets künftig im Internet besorgten. Keine Zusatzgebühr wird es vorerst zudem bei den rund 20 Bayern-Express-Reisebüros sowie bei Condor-Neckermann C&N-Touristic geben, wie die Firmen auf Nachfrage mitteilten.

Als verbraucherfeindlich kritisiert der Bundesverband mittelständischer Reiseunternehmen die Gebühr. Mit dem Bonussystem, bei dem ab einer bestimmten Zahl verkaufter Tickets einer Gesellschaft zusätzlich Provision gezahlt werde, sei eine unabhängige Beratung nicht mehr gewährleistet, sagte Sprecher Frank Weigand. Der Anreiz, möglichst viele Flugscheine der Gesellschaft zu verkaufen, die am meisten zahlt, steige dadurch. Vom Verband unterstützte Gegner organisieren derzeit eine Kampagne gegen die Gebühr. Ziel des Protests sei, dass die Airlines wieder "vernünftig" zahlten.

Tobias Arbinger

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false