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Berlin: Das gute Leben am Lietzensee

Für Irene Fritsch, die seit 50 Jahren im selben Haus nahe dem Lietzensee wohnt, ist ihre Wohngegend "eine Welt, in der die Menschen sich wohlfühlen und gern leben". Viele Künstler und Intellektuelle zieht es bis heute in die Umgebung des idyllischen Sees.

Für Irene Fritsch, die seit 50 Jahren im selben Haus nahe dem Lietzensee wohnt, ist ihre Wohngegend "eine Welt, in der die Menschen sich wohlfühlen und gern leben". Viele Künstler und Intellektuelle zieht es bis heute in die Umgebung des idyllischen Sees. Früher wohnten dort zum Beispiel die Dichter und Schriftsteller Georg Heym, Margret Boveri und Hans Scholz. In den 20er Jahren wurde auch die Zeitschrift "Weltbühne", für die Autoren wie Kurt Tucholsky schrieben, an der Herbart / Ecke Wundtstraße produziert. Bisher war darüber wenig bekannt, doch nun präsentieren eine Ausstellung des Heimatmuseums und ein Buch das "Leben am Lietzensee".

Die Grundlage bilden Erinnerungsstücke und Geschichten, welche die heute 57-jährige Lateinlehrerin Irene Fritsch seit Jahrzehnten sammelt und erforscht. So erfährt man, dass einer der frühen Besitzer des Sees der General Wilhelm von Witzleben (1783 bis 1837) war. Sein Haus entwickelte sich zum beliebten Treffpunkt der Berliner Gesellschaft, die dort Feste mit Fischzügen und anschließenden opulenten Fischessen feierte. Etwas später machte der Kunstgärtner, Naturforscher und Sammler Ferdinand Deppe aus den Grünflächen einen prächtigen Park voller Rosen und Dahlien. Als Anfang des 20. Jahrhunderts die Kantstraße als Neue Kantstraße verlängert wurde, kam es zur Teilung des Sees durch einen Damm. Dann kaufte die damalige Stadt Charlottenburg das Areal und ließ es vom Gartenbaudirektor Erwin Barth gestalten, nach dessen Plänen auch viele andere Charlottenburger Parks entstanden sind.

Irene Fritsch erforschte außerdem dunkle Kapitel der Geschichte, insbesondere die Judenverfolgung und die Prozesse des Reichskriegsgerichts am Witzlebenplatz. Dort wurden während der Nazizeit mehr als 1400 Todesurteile gegen Kriegsdienstverweigerer und Widerstandskämpfer in der Wehrmacht verhängt.

Abgerundet wird das Bild durch schriftliche Erinnerungen von Bewohnern, Gedichte, Informationen über die katholische St. Canisius-Gemeinde und die evangelische Kirche am Lietzensee sowie einen Abschnitt über die Schulen.

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