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Berlin: Das ist unbezahlbar

214 000 Euro haben unsere Leser bei der vergangenen Weihnachtsaktion für soziale Projekte gespendet. Wie die Mittel verwendet wurden – hier die Bilanz

OBDACHLOSEN SPEISEN SERVIERT

Wer keine Wohnung hat, braucht Hilfe. Besonders während des Winters kämpfen Wohnungslose mit Kälte und Hunger. Nach Schätzungen des Senats leben bis zu 2000 Menschen auf der Straße. Das Steglitzer Obdachlosencafé „Treffpunkt Matthäus“ der Evangelischen Kirchengemeinde hilft Obdachlosen – und hat 3200 Euro aus dem Spendenfonds bekommen. Das Obdachlosencafé gibt es nunmehr seit zehn Jahren, ehrenamtliche Gemeindehelfer betreiben es, seit 2003 werden sie von der befreundeten katholischen Rosenkranz-Gemeinde unterstützt. Jeden Winter gibt es mittwochs am Nachmittag drei Stunden lang warmes Essen, Obst, Kaffee und Kuchen. „Unsere 60 Besucher reden sich dabei im Gespräch mit unseren Helfern vieles von der Seele“, sagt Gemeindekirchenrat Gerhard Poser. hah

FRAUEN EINE ZUFLUCHT GEGEBEN

Die Zahlen sind erschreckend: Jedes Jahr werden nach Schätzungen von Experten knapp 8000 Frauen in Berlin Opfer von häuslicher Gewalt. Der Verein Frauenzimmer hat deshalb um die Hilfe der Leser gebeten. Mehr als 20 betroffene Frauen werden von Frauenzimmer e.V. dauerhaft unterstützt, einige mit ihren Kindern. Die gespendeten 3000 Euro wusste Vereins-Geschäftsführerin Gila Plag einzusetzen: „In einer der Zufluchtswohnungen hatte es gebrannt, und so musste ein großer Teil der Einrichtung neu angeschafft werden.“ Und die Versicherung griff nicht. Knapp 2000 Euro wurden für die Renovierung und Instandhaltung der ingesamt fünf Zufluchtsstätten verwendet. Plag: „Ohne die Spendengelder wäre die Beschaffung des Hausrats nicht möglich gewesen.“hah

STERBENDEN WÜNSCHE ERFÜLLT

Schwerstkranke in den letzten Woche ihres Lebens zu begleiten, ist eine große Aufgabe. 55 Berliner sind ehrenamtlich für den Hospizdienst Christophorus im Einsatz, also zwei- bis dreimal pro Woche bei einem Todkranken zu Hause oder im Hospiz – und wollen auch letzte Wünsche erfüllen. Von den 3000 Euro Spendengeldern sind Ehrenamtliche mit den Schwerstkranken etwa essen gegangen, sagt Jutta Schnitzer, die den Hospizdienst 1997 gründete. „Mal etwas teurer, wo man nicht alle Tage hingeht.“ Eine Dame habe sich einfach nur noch mal ein Brathähnchen gewünscht. Außerdem haben sie die Wohnung eines Schwerkranken renoviert, der seine letzten Wochen in hübscher Umgebung verbringen wollte. Gut 2000 Euro sind noch übrig. Damit sollen wenigstens einige Fahrt- und Telefonkosten der Helfer übernommen werden. „Und dann brauchen wir dringend einen Kopierer“, sagt Jutta Schnitzer – für Handzettel und Schulungsmaterial der Ehrenamtlichen. gba

ELTERN VON SCHREIBABYS GEHOLFEN

Wie das ist, wenn Babys Tag und Nacht ohne ersichtlichen Grund schreien, können wohl nur betroffene Eltern nachempfinden. Anne und Leon Fritz gehören dazu. Ihre Tochter Hannah kam im Dezember letzten Jahres zur Welt – und hielt sie anfangs unaufhörlich wach. Deshalb wandten sie sich an das Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum der Ufa-Fabrik und dessen Schreibaby-Ambulanz. Diese wurde von der Tagesspiegel-Spendenaktion mit 4500 Euro unterstützt. Mit dem Geld konnte die Betreuung von zwölf Familien finanziert werden, die sich das sonst hätten nicht leisten können. In den Sitzungen zeigen Therapeuten entspannende Massagetechniken für ihre Babys und helfen, Schuldgefühle abzubauen. Denn das Schreien ist oft auf Geburtstraumata zurückzuführen oder Ausdruck für zwischenmenschliche Spannungen. Vier Familien haben die Beratung mittlerweile erfolgreich abgeschlossen, eine davon ist Familie Fritz. „Es kehrte endlich Ruhe in unser Leben ein“, freuen sich die Eltern. hey

SCHULKINDERN ESSEN ERMÖGLICHT

Für viele Kinder ist die Schulspeisung eine Selbstverständlichkeit. Doch nicht alle Eltern können sie bezahlen. Deshalb hatte sich der Verein Kiezoase Nachbarschafts- und Familienzentrum beim Tagesspiegel beworben. 3000 Euro bekam er – eine Summe, die den Erst- und Zweitklässlern der Neumark Grundschule in Schöneberg zugute kam. „So konnten Kinder aus sozial schwächeren Familien am Mittagessen mit der Klasse teilnehmen“, so Vereinsmitarbeiterin Uta Behrend. Zudem fand an der Schule ein großes „gesundes Frühstück“ statt, bei dem erklärt wurde, wie wichtig gesunde Ernährung ist. Auch Fahrkarten für Tagesausflüge wurden finanziert. hey

KRANKE OHNE GELD BEHANDELT

Bei Fragen der Gesundheit sollte Geld eigentlich keine Rolle spielen. Bei nichtversicherten Menschen, die durchs soziale Netz gefallen sind, tut es das aber doch. Deshalb bedachte der Tagesspiegel den Malteser Hilfsdienst mit 10 000 Euro. Er leitete das Geld weiter an die Ärztin Adelheid Franz, Leiterin der Malteser Migranten Medizin. Für 6100 Euro wurden die Operationen bei zwei Männer bezahlt. Zudem konnte ein vierjähriges Mädchen behandelt werden: 750 Euro kosteten Medikamente und Krankengymnastik. Ein 64-Jähriger freute sich über eine Zahnprothese für 600 Euro. 1800 Euro für eine Entbindung kamen einer 18-Jährigen zugute, die von ihrer Familie verstoßen wurde und im Frauenhaus lebt. Für den Rest des Geldes kaufte Adelheid Franz Impfstoffe für Kleinkinder. „Man sieht, was man mit 10 000 Euro an menschlichem Leid lindern kann.“ hey

ALTEN MENSCHEN FREUDE BEREITET

Abwechslung in den ereignislosen Alltag im Seniorenheim bringen – das ist das Ziel des Hundebesuchsdienstes des Vereins „Leben mit Tieren“. 70 ehrenamtliche Mitglieder und deren Vierbeiner engagieren sich dort. Auf bis zu 25 Euro summieren sich die Fahrtkosten für den Einzelnen, nicht wenig für die meist älteren Ehrenamtler. Die Spende von 2000 Euro kam also sehr gelegen. Vielen Mitgliedern wurden so die Fahrtkosten erstattet – als kleine Anerkennung. Eine unbezahlbare Freude ist es für die oft dementen Heimbewohner, wenn sie die Hunde streicheln, füttern oder mit ihnen spielen dürfen. „Der Kontakt zu den Tieren gibt den Menschen viel“, sagt Mitarbeiter Wolfgang Scharmann. Deshalb unterhält der Verein auch Streichelzoos. Auch die tierärztliche Behandlung von Tieren für mehrere hundert Euro konnte durch die Spenden bezahlt werden. hey

BEHINDERTEN KINDERN GEHÖR GEGEBEN

Die Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen konnte die 15 000 Euro gut gebrauchen, sagt Geschäftsführerin Heidrun Brix. Auf dem Schulhof der Ernst-Adolf-Eschke-Schule in Charlottenburg werden bald, wie beantragt, behindertengerechte Spielgeräte errichtet, die Anlage ist bestellt. Und dann erst die Musikanlage mit den hochmodernen Resonanzboxen, die es den Kindern ermöglicht, Musik und Rhythmus zu spüren. Die Freude sei riesig. hah

PSYCHISCH KRANKE BETREUT

Betten, Stühle, Tische, Schränke, Regale, Waschmaschine,Trockner. Das ist nur ein Teil der Grundausstattung für das Wohnprojekt in Friedrichshain, die mit den 9000 Euro Spenden angeschafft wurde. Das Elisabethstift in Hermsdorf betreut dort fünf bis sechs psychisch auffällige Jugendliche. Die meisten haben schwierige Familienverhältnisse, lebten zuvor im Heim oder der Psychiatrie. „Die Möbel haben eine richtige Wohlfühlatmosphäre geschaffen“, sagt Helmut Wegner vom Elisabethstift. Besondere Begeisterung lösten zwei Zelte für eine Campingfahrt im Sommer aus. „Die Kinder haben das teils vorher nie erlebt, zusammen wegzufahren.“ Auch nach der Spendenaktion brachten Tagesspiegel-Leser noch gut erhaltene Küchengeräte und Wäsche vorbei. Von den 2000 Euro, die noch übrig sind, wird nun Winterkleidung und Spielzeug zu Weihnachten gekauft. gba

KÄLTEHILFE ERMÖGLICHT

Langsam werden die Nächte kälter. Die Kältehilfe der Stadtmission bietet in ihrer Notübernachtung in der Lehrter Straße Obdachlosen einen Schlafplatz, Essen, medizinische Betreuung und warme Kleidung. Von den 5000 Euro Spenden wurde eine Industriewaschmaschine samt Trockner gekauft, um die anfallenden riesigen Wäscheberge zu bewältigen. „Im Sommer kamen fünf Mitarbeiter einer Unternehmensberatung bei uns vorbei, die im Winter im Tagesspiegel auf uns aufmerksam geworden waren. Sie haben 17 Kisten gute Kleidung für uns gesammelt und wollen demnächst Weihnachtspäckchen für uns packen. Einfach unbezahlbar sowas“, sagt Ortrud Wohlwend von der Stadtmission. Vom Tagesspiegel-Spendengeld wurden auch Kostenausfälle für Behandlungen in der Krankenstation bezahlt. Natürlich werden weiter Spenden gebraucht. gba

EINEN TRANSPORTER GEKAUFT

„Der Laden läuft.“ Robert Veltmann von der Gesellschaft zur Betreuung Wohnungsloser und sozial Schwacher ist zuversichtlich. Der „Laden“ ist der „Brückeladen“ in der Treptower Spreestraße. Hier wird Obdachlosen, Alkoholkranken, Armen geholfen. Durch gemeinsames Arbeiten in der Werkstatt, Gruppenausflüge und Gespräche wird neue Lebenskraft geweckt. Im brandenburgischen Fürstenwalde gibt es noch das Möbellager für Bedürftige. Veltmann und Kollegen haben dank der 10 000 Euro Spenden dafür einen Fiat Ducato gekauft. Das Auto sei unerlässlich geworden, ohne den Tagesspiegel hätte es nicht angeschafft werden können. „Sieht aus wie eine Art Postwagen in Orange – mit großem Heck“, freut sich Veltmann.hah

HÄUSER FÜR ERDBEBENOPFER GEBAUT

Das schlimme Beben vom 8. Oktober 2005 in Pakistan hatte die Spendenbereitschaft der Leser geweckt. Dank der Vermittlung des Tagesspiegels organisierten der Berliner Wissenschaftler und gebürtige Pakistaner, Talat Mahmood, und die Johanniter Unfallhilfe ein Hilfsprojekt. Mit den 20 000 Euro Leserspenden konnten Einheimische jetzt drei Musterhäuser in den Distrikten Gudja Bandi und Chinari aufbauen, erzählt der Berliner Johanniter-Hilfskoordinator Jens Schwalb. Diese Häuser sind wesentlich stabiler – eine Lebensversicherung.kög

Menschen helfen!“ – so heißt die Spendenaktion des Tagesspiegels jedes Jahr zu Weihnachten. Und jedes Jahr nehmen Sie, liebe Leserinnen und Leser, das Motto der Aktion wörtlich. Fast 214 000 Euro waren bei „Menschen helfen!“ 2005/2006 zusammengekommen. Viele Leser gaben nach Lektüre der Berichte über die Projekte auch persönlich Sachspenden ab. Die Spendengelder hatten wir im März an die insgesamt 43 Vereine, Organisationen und Ehrenamtsinitiativen übergeben. Sie alle haben das ganze Jahr über dank der Großzügigkeit der Tagesspiegel-Leser viel Gutes bewirkt. Bevor wir unsere diesjährige Weihnachtsaktion am morgigen 1. Dezember starten, erfahren Sie jetzt, wie Ihre Spende aus dem vergangenen Jahr eingesetzt wurde. Alle Empfänger haben nachgewiesen, dass das Geld zweckgemäß ausgegeben wurde oder noch eingesetzt wird. Hier geben zwölf unserer Projekte – stellvertretend für alle anderen - einen Einblick in ihre Arbeit. „Wir möchten uns bei Ihnen, dem Tagesspiegel, von ganzem Herzen für die Unterstützung und Hilfe bedanken“, schrieben etwa Hannah, Anne und Leon Fritz – ihnen half die Berliner Schreibaby-Ambulanz. Wir geben den Dank von Herzen an unsere Leser weiter. kög

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