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Berlin: „Das Leben ist kullerbunt“

Kanzler Schröder schenkte dem Regierenden zum 50. Geburtstag einen Willy Brandt

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

So viele Geschenke! Und so viele Leute! Als der Kanzler – mit leichter Verspätung – gestern Mittag in den Festsaal des Abgeordnetenhauses kam, standen die Geburtstagsgäste schon Schlange, um Klaus Wowereit zu gratulieren. Die Grünen-Fraktion hatte soeben ihren Chorgesang beendet: „Schön ist es an der Macht zu sein…“, da stieg Gerhard Schröder auf die Bühne. „Lieber Klaus“, hob er an. „Du bist ein klasse Regierender Bürgermeister.“ Es war eine recht persönliche Laudatio des Bundeskanzlers zum 50. Geburtstag. Wowereit habe sich alles, was er geworden sei, selbst erarbeitet. Er komme aus dem klassischen Arbeitnehmermilieu; Privilegien habe ihm niemand in die Wiege gelegt. Das schaffe Selbstbewusstsein und Kraft. „Ich weiß, wovon ich rede.“ Und dann sagte Schröder noch ein paar Sätze, die die Gäste aufhorchen ließen. „Durch deine sehr persönliche Art, zu dir und deinem Partner zu stehen, hast du viel bewegt in der Gesellschaft.“ Wowereit war sichtlich gerührt; auch über das Geschenk, das Schröder mitbrachte: Eine großes Porträt von Willy Brandt, gezeichnet von Johannes Heisig.

Aber es waren ja noch mehr da: Jörn Kubicki, der Lebensgefährte des Regierenden Bürgermeisters. Von ihm hatte Wowereit 50 rote Rosen bekommen. Aber schon nach Mitternacht, als die beiden mit ein paar Freunden in den Geburtstag hineingefeiert hatten. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse umarmte das Geburtstagskind herzlich. Finanzminister Hans Eichel brachte wieder kein Geld, aber einen guten Rotwein mit.

So kam eines zum anderen: Ein Rasenmäher von der CDU, Sonnenblumen und ein Kaktus von den Grünen. Noch ein Kaktus von den Gewerkschaften, ein Fläschchen Wein von der FDP – und vom Koalitionspartner PDS ein Handköfferchen mit Golfschläger und zwei Bällen für das Training im Wohnzimmer. Am Ende drohte den drei Geburtstagstischen der Zusammenbruch. Und als alle schon am zweiten Glas Sekt nippten, stürmten die Krötzkes aus der Neuköllner Oper auf die Bühne und trällerten: „Arm sein ist ätzend“ und „das Leben ist kullerbunt“.

„Die SPD-Fraktion wird dich weiterhin konstruktiv-kritisch unterstützen“, versprach deren Vorsitzender Michael Müller. An dieser Stelle musste Gerhard Schröder doch lachen. Er hat nämlich auch so eine Fraktion… SPD-Landeschef Peter Strieder, der am Vormittag erst aus Istanbul eingeflogen war, sprach eine offene Drohung aus. „Ich hätte dir den Parteivorsitz schenken können.“ Da schüttelte Wowereit energisch den Kopf. Ein solches Danaergeschenk am 50. Geburtstag, das kann er nicht brauchen. Aber es war ja nur ein Witz und alle haben gelacht.

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