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Schön mächtig. Bruno Guillon ist CEO von Mulberry, Alexa Chung ist ein Promi, nach dem eine Tasche benannt wurde. Foto: promo

© Getty Images for Mulberry

Berlin: „Das Leben ist riskant“

Für Bruno Guillon, Chef von Mulberry, ist es ein Mysterium, warum eine Tasche zur Ikone wird.

Haben Sie sich wegen der Luxusgeschäfte für den Kurfürstendamm als Standort für ihren ersten Laden in Deutschland entschieden?

Ja, wir sind gerade erst nach Deutschland zurückgekommen und nicht so bekannt wie viele andere dieser Marken. Die Leute kommen zum Einkaufen hierher und sehen, dass wir ein Teil dieser Straße sind. So assoziieren sie uns leichter mit Luxus.

Im Vergleich zu anderen Luxusläden wirkt ihr Geschäft eher zurückhaltend.

Wenn man viel Zeit in den Entwurf und die Fertigung einer Tasche gesteckt hat, will man sie auch so präsentieren, dass ihre Qualitäten optimal zu sehen sind. Was für mich besonders wichtig ist: In unseren Läden haben wir jetzt eine Fläche für Herrenprodukte direkt am Eingang. Die machen 40 Prozent des Luxusgeschäfts aus, und die Männer sollen gleich sehen, dass sie hier auch etwas finden können.

Was sagt der Laden über Mulberry aus?

Er soll unsere englischen Wurzeln zum Ausdruck zu bringen. Daher gibt es hier zum Beispiel so viel englische Eiche. Das Interieur soll luxuriös wirken, aber nicht zu prätentiös und distanziert. Früher konzentrierte sich Mulberry vor allem auf den Heimatmarkt.

Warum expandieren Sie jetzt im Ausland?

Im Moment machen wir noch sechzig Prozent unseres Geschäfts in Großbritannien. Das ist gefährlich. Daher ist es für uns so wichtig, den internationalen Markt zu nutzen. Wir expandieren jetzt in wichtigen europäischen Ländern wie Deutschland, aber auch in Nordamerika, Asien und im Mittleren Osten. Im vergangenen Jahr haben wir 17 Läden eröffnet, künftig sollen jährlich 15 bis 20 hinzukommen. Ein großer Teil des Geschäfts in Europa wird mit Touristen gemacht. Mulberry muss in deren Heimatländern präsent sein, damit sie die Marke schon kennen, wenn sie nach London, Paris oder Berlin reisen.

Aber Sie haben den Berliner Laden nicht nur für Touristen eröffnet?

Nein, wenn man hier einen Laden aufmacht, bedeutet das, in erster Linie die Berliner anzusprechen. Man muss daher ein Teil der Stadt werden, ihre Erwartungen und Bedürfnisse verstehen.

Hat die weltweite Expansion Auswirkungen auf die Kollektion?

Ein Bestseller funktioniert überall. Unsere klassische „Bayswater“-Tasche ist die Nummer eins in China, in den USA, in Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Aber es gibt auch Produkte, die einfach zu bestimmten Märkte passen. Manche Farben und Größen funktionieren in einigen Ländern besonders gut und in anderen weniger.

Also gibt es keine eigenen Produkte für bestimmte Regionen?

Absolut nicht. Dadurch würde die Marke ihr Image verlieren. Dann finge man an, dieses Produkt für den einen Markt zu entwerfen und jenes für einen anderen. So darf man eine Marke nicht strapazieren.

Sie haben gerade eine zweite Fabrik in England eröffnet. Warum?

Wir sind eine traditionelle englische Marke, und da erwarten die Kunden, dass möglichst viele unserer Produkte in England hergestellt werden. Je mehr wir dort produzieren, desto überzeugender wirken wir. Außerdem gewinnen wir so mehr Leute mit den nötigen handwerklichen Fertigkeiten. Wir haben 300 neue Mitarbeiter eingestellt.

Warum sind gerade Handtaschen für viele Modehäuser so wichtig?

Handtaschen und Schuhe sind die entscheidenden Produkte im Luxusbereich. Es sind die Accessoires, die für Frauen besonders wichtig sind. Das ist wie mit Uhren für Männer: Früher besaß ein Mann eine Uhr, heute hat er vier oder fünf. Und Frauen haben zwanzig Paar Schuhe oder mehr. Accessoires sind ein Teil der Kleidung geworden.

Welche Eigenschaften muss eine Handtasche besitzen, um zur Ikone zu werden?

In unserem Fall geht es um die spezielle englische Art, cool und gleichzeitig chic zu sein. Unsere klassische „Bayswater“-Tasche kann man zur Jeans tragen, aber auch zum Ausgehen. Warum sie dann zur Ikone wird, ist ein Mysterium. Ein Rezept dafür hätte ich auch gerne ...

Einige Taschen sind nach Stars wie Alexa Chung oder Lana del Rey benannt.

Es ist nicht so, dass wir gesagt hätten: Wir müssen Prominente finden, um das zu machen. Das war keine Marketingstrategie, eher ein kreativer Impuls. Unsere Designerin Emma Hill hat sich von diesen Frauen inspirieren lassen und die Taschen dann nach ihnen benannt.

Ist es nicht ein Risiko, die Marke so eng an reale Personen zu binden?

Es ist schon riskant. Alexa zum Beispiel war vor drei Jahren wahnsinnig populär, da war die Nachfrage riesig. Die hat dann wieder etwas nachgelassen. Man muss vorsichtig sein – aber das Leben ist nun einmal riskant.

Das Gespräch führte Jan Schröder

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