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Berlin: Das letzte Flimmern

Filmbühne am Steinplatz schließt

Das Kinosterben in Charlottenburg geht weiter. Jetzt trifft es ein renommiertes Programmkino, die „Filmbühne am Steinplatz“. Geschäftsführerin Anna Kruse kapituliert, weil ihr die Miete zu hoch ist und die Besucherzahlen zurückgehen. Am 3. Dezember ist Schluss. Damit gibt in der WestCity nach den traditionellen Häusern wie Filmbühne Wien, Kurbel, Astor, Gloria, Marmorhaus und Hollywood ein ausgewiesenes Spartenkino auf. Und das ist das Neue an der Entwicklung: Bislang glaubten die Kinomacher in der Programm- und Kunstfilm-Nische neben den Multiplex-Theatern am Potsdamer Platz bestehen zu können. Doch auch das scheint nun nicht mehr möglich zu sein.

Die Filmbühne am Steinplatz verstand sich vor allem als Autorenkino, zeigte viele Filme in der fremdsprachigen Originalfassung mit Untertiteln. 1950 machte Ernst Remmling aus dem Haus im Erdgeschoss das erste deutsche Programmkino und gehörte mit elf anderen Kinos zur den Gründungsmitgliedern der „Gilde deutscher Filmkunsttheater“. Sein Haus stattete Remmling mit Kopfhörern für Schwerhörige aus – damals eine technische Sensation und ein großer Luxus. Schon früh machte sich die Filmbühne einen Namen mit ihren thematischen Reihen, setzte auf ein täglich wechselndes Programm und fand seine Zuschauer vor allem unter den Studenten.

Schon zwei Mal sollte das Kino geschlossen werden – 1969 und 1980. Zunächst wollte der Vermieter die Filmbühne nicht mehr haben, dann vermietete er an einen Konkurrenten. 1980 übernahm der Regisseur Ottokar Runze das Haus und verkleinerte es auf 131 Sitzplätze – vor allem wegen der Konkurrenz durch die Kinos am Kurfürstendamm. Davon kann heute allerdings keine Rede mehr sein – in der West-City gibt es nur noch wenige Kinos. oew

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