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Berlin: Das Luxus-Problem

Warum ein Hamburger Händler in Berlin keine teuren Dinge ankaufen darf

Die drei Tage in Berlin werden für Otten von Emmerich letztlich eine Werbeveranstaltung sein.

Im Flur vor dem Saal 3 des Hotels Kempinski steht ein Dutzend Berliner, auf die der Mann im grauen Anzug wartet. Er will ihnen vor allem gebrauchte Uhren und Taschen von Nobelmarken abkaufen. Eine Rolex Daytona, eine rare Paul Newman oder die Grande Complication von IWC? Eine Reisetasche von Louis Vuitton? Nur, er wird ihnen sagen müssen, dass er leider nichts ankaufen darf – obwohl es so in den Anzeigen stand, die er in Berliner Zeitungen geschaltet hatte.

Das Charlottenburger Wirtschaftsamtsamt hat etwas dagegen. „Laut Gewerbeordnung ist der Ankauf durch nicht ortsfeste Händler untersagt“, heißt es dort. Seit einiger Zeit fährt Torben Otten, Otten von Emmerich ist eigentlich nur der Geschäftsname, nach Stuttgart oder Köln, um dort Waren für sein Geschäft anzukaufen – eine Art Auktionshaus, das zu den Leuten kommt. „Unser Sortiment wechselt daher täglich“, sagt Otten. Dieses Mal nicht. Dieses Mal darf er nur beraten.

In der Warteschlange vor dem Saal 3 stehen zwei ältere Damen, beide in eleganter cremefarbener Kleidung. Sie haben Broschen und Ringe mitgebracht, „Sachen, die niemand mehr braucht. Unsere Kinder können nichts damit anfangen“, sagen sie. Otten wird den Damen raten, es bei einem Auktionshaus zu versuchen. Der Preis, den er ihnen genannt hat, stellt sie „sehr zufrieden“. Aber es ärgert sie, dass sie nicht gleich verkaufen können. Auch ein grauhaariger Herr im caramelfarbenen Trenchcoat hätte gerne verkauft. Er hat eine 20 Jahre alte Rolex mitgebracht.

Das alles wiederholt sich etliche Male: Einige kommen mit prall gefüllten Taschen. Viele bringen Erbstücke oder haben zusammengeklaubt, was mal viel gekostet hat, seit langem aber nur noch in Schubladen oder Kammern herumliegt. Und nachdem Ottens anfänglicher Ärger verflogen ist, sieht er ein, dass er „nicht ortsfest“ ist. „Es lohnt sich trotzdem für uns.“ Sein Stoß Visitenkarten hat deutlich abgenommen. mne

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