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DAS NATURKUNDEMUSEUM IST ERÖFFNET Ein Juwel der Berliner Wissenschaftslandschaft strahlt wieder: Jurassic Park in der Invalidenstraße

8000 Besucher kamen schon am ersten Tag ins Naturkundemuseum Noch bis Sonntag kann man die Saurier gratis besuchen

Nebelschwaden. Dumpfes Gebrüll. Heiseres Schreien. Drei seltsame dunkle Wesen mit langen schwarzen Schnäbeln und großen Flügeln schweben vor dem Säulenportal des Naturkundemuseums: lebende Marionetten, halb Mensch, halb Flugsaurier. Es sind drei Artisten, die an Seilen und Stahlkonstruktionen von einem Kran herunterhängen. Ein Spektakel aus „einer verlorenen Welt“, der Welt der Saurier – Jurassic Park in Berlin. Direkt über der Menschenmenge, die auf den Einlass ins Museum wartet.

Freitagmittag, Wiedereröffnung des Naturkundemuseums der Humboldt-Universität. Um 12 Uhr hatte Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) ganz offiziell ein Band durchgeschnitten. Und bei dieser Gelegenheit angekündigt, sie wolle dafür sorgen, dass das Museum möglichst bald in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen wird. Gleich darauf beginnt der Besucheransturm – die Schlange auf dem Fußweg der Invalidenstraße ist mehrere hundert Meter lang.

Im Lichthof des Museums erwartet die Geduldigen dann die Belohnung: Hier sind zum ersten Mal die Knochen eines echten Archaeopteryx-Flugsauriers zu sehen. Außerdem steht dort die knöcherne Saurierherde: Sieben Skelette, angeführt vom 13 Meter hohen „Brachiosaurus brancia“, dem größten Saurierskelett der Welt. „So groß hatte ich mir den gar nicht vorgestellt“, sagt der 12-jährige Paul staunend. Er findet es „cool, dass die Wissenschaftler aus so vielen Einzelteilen einen richtigen Dinosaurier zusammengepuzzelt haben“. Paul ist mit seinem kleinen Bruder Jonas und seiner Oma gekommen.

Überall im Lichthof laufen kleine Dinofans herum – meist Jungs mit ihren Großeltern wie Paul und Jonas. Einige haben ihre Spielzeugsaurier dabei. An den „Juraskopen“ stehen sie Schlange: Blickt man durch die Hightech-Ferngläser, werden die Gerippe plötzlich lebendig. Ebenso an den kleinen Monitoren zu Füßen der Skelette. „Guckt mal, der Diplodocus stützt sich mit dem Schwanz ab und frisst die Blätter ganz oben in den Bäumen“, sagt Inge Pleisch, Großmutter der achtjährigen Zwillinge Lara und Anja. Die ältere Dame wirkt deutlich begeisterter als die Mädchen. Sie sei schon früher mit ihren Kindern hergekommen, als nur zwei statt jetzt sieben Saurier zu sehen waren. Und jetzt eben mit den Enkelinnen. „Man kann sich gar nicht vorstellen, dass die wirklich mal hier auf der Erde gelebt haben“, sagt Anja und ist jetzt doch etwas fasziniert.

Die ebenfalls achtjährige Nina hat den Unterschied zwischen ausgestorben und ausgestopft noch nicht so ganz verstanden. Egal – Hauptsache tot und „nicht mehr gefährlich“. In diesem Zustand findet sie „große Tiere“ besonders toll. Sie wäre ja selbst gern so ein „langköpfiger Dino“, dann könnte sie immer „Blätter ganz oben an den Bäumen fressen“ – wie der Diplodocus auf dem Monitor.

Der 17-jährige Jan Felix ist der „dinosaurierheißen Phase“ schon entwachsen. Er steht mit seinem Vater Harald Fried etwas abseits des Gedränges und betrachtet die Saurierherde ausführlich von weitem. „Die neue Darstellung von den Viechern hier ist extrem beeindruckend“, sagt Fried. Für den Touristen aus Süddeutschland ist der Eröffnungstag so etwas wie eine Sneak Preview im Kino: „Heute ist der Andrang so groß, dass man sich eigentlich nur die Lust für einen nächsten, ruhigeren Besuch holen kann.“ 8000 Menschen haben allein bis zum späten Nachmittag die Saurier besucht.

Freier Eintritt bis einschließlich Sonntag, ab Montag ab 3 Euro. Bis zum 22. Juli sind die Öffnungszeiten verlängert: täglich 9.30 bis 20 Uhr, Informationen unter www.naturkundemuseum-berlin.de

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