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Berlin: Das neue Schuljahr startet mit vielen Reformen - Zentralabitur, mehr Unterricht, neue Eingangsstufe, Ethikunterricht – die Liste der Neuerungen ist lang

Die Erstklässler haben noch eine ganze Woche Zeit, aber für 290 000 Berliner Schüler geht die Schule am Montag definitiv los. Bildungssenator Klaus Böger (SPD) umriss gestern, welche Neuerungen auf sie zukommen.

Die Erstklässler haben noch eine ganze Woche Zeit, aber für 290 000 Berliner Schüler geht die Schule am Montag definitiv los. Bildungssenator Klaus Böger (SPD) umriss gestern, welche Neuerungen auf sie zukommen. Und wie schon in allen vorangegangenen Jahren seiner Amtszeit, die mit dem Pisa-Schock begann, ist die Liste der Reformen lang.

Die intensivste Debatte wurde im Vorfeld wohl über den Ethikunterricht geführt, der ab sofort in allen siebten Klassen auf dem Stundenplan steht. 480 Lehrer gibt es dafür, von denen viele seit Jahren im Modellversuch Ethik/Philosophie unterrichten. Die übrigen wurden – je nach Vorkenntnissen – in sechs bis achtzehn Monaten weitergebildet. Noch ist nicht bekannt, wie viele Schüler bereit sein werden, zusätzlich zu Ethik Religionsunterricht zu belegen.

Die neuen Siebtklässler sind noch in einem weiteren Punkt Vorreiter: Sie können schon nach zwölf Jahren Abitur machen. Die Unterrichtstunden, die ihnen in der 13. Klasse verloren gehen, werden in der siebten bis zehnten Klasse sozusagen vorab erteilt. Beachtlich ist, dass Böger nicht nur den Schulen, die zum Abitur führen, diese zusätzlichen Stunden zubilligt, sondern auch den Realschulen und den Gesamtschulen ohne gymnasiale Oberstufe. Damit hält er all diesen Schülern den Weg zum Abitur offen.

Auch für die jetzigen Abiturienten ändert sich etwas Gravierendes: Sie sind die ersten Berliner seit der Wende, die ein Zentralabitur in Deutsch (20. April), Mathematik (27. April) und ihrer ersten Fremdsprache (zwischen dem 23. April und 11. Mai) ablegen. Bereits im Herbst wird es dafür eine Generalprobe geben.

Auch für die rund 25 000 Erstklässler ändert sich einiges. Für sie gilt jetzt die „flexible Eingangsphase“ , die bisher freiwillig war, verbindlich. Das bedeutet, dass die Kinder den Stoff der ersten beiden Klassen je nach Fähigkeiten in ein bis drei Jahren durchlaufen können. Mit Skepsis erwarten viele Lehrer und Eltern das übernächste Schuljahr: Dann müssen die jetzigen ersten Klassen nämlich aufgeteilt und „von unten“ mit Erstklässlern aufgefüllt werden. So entsteht eine Jahrgangsmischung , in der die Älteren den Jüngeren helfen. Gegner sagen, die Aufteilung der Klassen und die Mischung der Altersgruppen bringe Unruhe. Die Eltern einer Wilmersdorfer Grundschule haben vergeblich dagegen geklagt.

Für die Sprachförderung der Migranten gibt es 1120 Lehrerstellen, was über 43 Millionen Euro kostet. Mehrheitlich wird damit „Deutsch als Zweitsprache“ erteilt. Ein Teil der Stellen ermöglicht es, dass in den ersten und zweiten Klassen mit hoher Migrantenquote statt 24 nur 20 Kinder sitzen müssen.

Kindern mit starken Verhaltensstörungen , die etwa durch Aggressivität den Unterricht behindern oder als „Wanderpokale“ von Schule zu Schule geschickt werden, soll künftig besser geholfen werden. Böger kündigte an, dass sich künftig einige Schulen gezielt mit diesen Schülern „beschäftigen sollen“. Welche Schulen das sind, sagte er nicht. Vor allem hat der Senator jetzt eingeleitet, dass die Schulen stärker mit den Jugendämtern zusammenarbeiten sollen, um für Problemschüler eine andere Lösung als nur den Verweis auf eine andere Schule zu finden.

Weitere Neuerungen: Die Schulinspektionen werden ausgeweitet; alle Schulen müssen in Schulprogrammen ihr Profil festschreiben; die Rektoren geben weniger Unterricht, um mehr Zeit für das Management zu haben; die Hauptschulen haben Sozialarbeiter erhalten und konnten 72 Lehrer einstellen, um die Kollegien aufzufrischen.

Waren Sie im Urlaub und möchten nachlesen, was der Tagesspiegel in den Ferien zum Thema Schule geschrieben hat? Kein Problem! Sie finden die Artikel unter:

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