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Berlin: Das Prinzip Härte

In der Hasenheide will die Polizei nicht stärker gegen Dealer vorgehen. Im Rollbergviertel hat null Toleranz bei jungen Tätern gewirkt

Die Polizei lässt sie nicht aus den Augen. „Rauschgifthändler in der Hasenheide werden täglich kontrolliert“, versichern Beamte des zuständigen Polizeiabschnitts 55. Aber das scheint wenig zu nützen, der Neuköllner Park gilt als Handelsplatz Nummer 1 vor allem für weiche Drogen wie Haschisch und Marihuana. Nach den tödlichen Schüssen auf einen Zivilfahnder im Südostzipfel des Parks wird nun diskutiert, ob die Polizei schärfer gegen die Drogenszene vorgehen müsste. Befürworter nennen als Paradebeispiel den Problemkiez um die Ecke – das Rollbergviertel zwischen Hermann- und Karl-Marx-Straße. Dort sind Polizei und Justiz seit drei Jahren höchst präsent. Besonders bei jungen Straftätern reagieren sie schnell und entschieden – mit Erfolg.

Der Chef des Abschnitts 55, Martin John, bringt das so auf den Punkt: „Die einst sehr häufig straffälligen Jugendlichen sind zurückhaltender geworden, die Situation hat sich entspannt.“ Gebeutelt ist der Kiez durch soziale Probleme jeder Art. Manche Straßen sind fest in der Hand ihrer meist arabischen Bewohner. Junge Araber bilden Banden; sie glauben, ihnen gehöre auch das Recht auf der Straße.

Dagegen gehen Polizei, Justiz und Sozialarbeiter gemeinsam vor. Zum einen ist das Viertel durchwirkt von sozialen Angeboten, vom Jugendnotdienst bis zur Schuldnerberatung. Doch zugleich gilt die Devise: durchgreifen – in jeder Hinsicht. Im Mittelpunkt dieser Strategie steht das „Intensivtäterprogramm“.

Fallen Jugendliche mehrfach durch Straßendelikte auf, so werden sie kontinuierlich beobachtet. Das beginnt im Polizeiabschnitt, wo sie immer derselbe Ermittler verhört, und es setzt sich bei der Justiz fort. So hat die Staatsanwaltschaft eine spezielle Abteilung für jugendliche Intensivtäter, außerdem ist jeweils nur ein Jugendrichter für das Viertel zuständig. Auf diese Weise entsteht ein exaktes Bild des Wiederholungstäters, das Tatkonto wächst, man kennt seine Ausreden und kann schneller reagieren. „Spätestens sechs Monate nach der Tat wird vor Gericht eine Strafe verhängt“, sagen Richter. Früher habe es viel länger gedauert.

Laut Polizei weichen die jungen Straftäter angesichts des Drucks im eigenen Kiez auch kaum in Nachbarviertel aus. Bei der Drogenszene ist dies anders. Hier verdrängt besondere Härte die Dealer. Kriminaloberrat John vom Abschnitt 55 hält aber ohnehin nichts von einer „Dauerpräsenz“ seiner Beamten in der Hasenheide. Denn zu 95 Prozent würden dort seit 20 Jahren nur weiche Drogen gehandelt – fast ohne Begleitkriminalität. John: „Dank der täglichen Streifen muss sich hier niemand beim Spazierengehen fürchten.“

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