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Berlin: Das Restaurant in Karow schließt Ende des Monats

Eine Institution ist bald Geschichte: Das Restaurant "Haus Stilbruch" wird zum 31. März geschlossen.

Eine Institution ist bald Geschichte: Das Restaurant "Haus Stilbruch" wird zum 31. März geschlossen. In der Jugendstil-Villa direkt am S-Bahnhof Karow waren Prominente wie Herbert von Karajan und Helga Hahnemann und Politiker wie Walter Momper und Gregor Gysi zu Gast, Bucher Professoren hielten im kleinen Salon ihren Stammtisch ab. Noch im vergangenen Jahr wurde die Stilbruch-Küche mit einem Kochlöffel vom "Aral Schlemmer-Atlas" ausgezeichnet.

Trotzdem geben Elke und Wolfgang Dorow, die Restaurant und Biergarten seit 1988 führen, jetzt auf. Zehn Jahre haben sie mit der Oberfinanzdirektion Berlin (OFD) und der Treuhand um das Haus gekämpft, "das hat uns zermürbt", sagt Wolfgang Dorow. Seit der Wende wollten die Pächter das Grundstück und die "Außenhaut" der Villa kaufen. Das Innere gehörte ihnen bereits, das hatten sie der DDR-Handelsorganisation HO abgekauft, mit der Zusage, auch den Rest erwerben zu können. Doch daraus wurde nichts. Zuerst stritten sich Treuhand und OFD um die Zuständigkeit, dann wurde der Kaufpreis auf 2,6 Millionen Mark angesetzt. "Viel zu hoch", sagen die Dorows, "dabei wurde nicht berücksichtigt, dass uns das Innere schon gehört". Nach sechs Jahren hatten das auch die Verantwortlichen eingesehen und forderten etwa eine Million Mark - für das Ehepaar, das 200 Meter entfernt wohnt und seine ganze Energie ins Restaurant gesteckt hat, zu spät: "Wir haben keine Kraft mehr."

Durch die ungeklärte Situation sind Investitionen in Heizung und technische Ausstattung unterblieben, die hauseigene Bäckerei und Fleischerei, die zu ihrem guten Ruf beigetragen hatten, mussten die Dorows schließen. Von ehemals 35 Mitarbeitern sind nur noch zwei Festangestellte übrig.

Den Schlusspunkt setzte die OFD dadurch, dass sie den Pachtvertrag zum Jahresende 1999 kündigte und die Monatspacht auf das Fünffache anhob. Das können sich Dorows nicht leisten. Besonders ärgern sie sich, dass die Verantwortlichen nicht ein einziges Mal dort waren. "Die wissen gar nicht, wovon sie reden". Jetzt hoffen sie, dass die OFD ihnen ihren Anteil am Haus ausbezahlt, denn bis ein Käufer gefunden ist, kann es lange dauern. Und sie hoffen, dass ein Nachmieter einzieht, der das Restaurant mit der hundert Jahre alte Tradition weiterführt.

siba

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