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Berlin: Das SK-Baby ist groß geworden

Türkiz Talay ist ein türkisches Talent im deutschen Fernsehen. Heute läuft ein neuer Film mit der Berlinerin

Türkiz Talay hieß in ihrem Leben schon Yasemin, Tanja, Dilara, Maria, Carla, Nesrin, Rebecca, Kadriye, Ayla und Anja. Allerdings nur im Film. Denn sie ist Schauspielerin. Mit der RTL-Serie „SK-Babies“ hat sie ihren Durchbruch geschafft. In 48 Folgen legte sie gemeinsam mit anderen Kollegen als Jungkommissarin Nesrin Üstünkaya den Verbrechern das Handwerk. Das machte sie endgültig bekannt. Denn sie widersprach dem gängigen Bild von Türkinnen, die in Filmen entweder Kopftücher trugen oder zwangsverheiratet wurden. Für die „SK-Babies“ unterbrach die in Berlin geborene Schauspielerin sogar ihr Studium und zog für einige Jahre nach Köln.

Am heutigen Donnerstagabend kehrt Türkiz Talay auf den Bildschirm zurück. In der Komödie „Alles getürkt“, die auf Pro Sieben läuft, spielt sie die Kunststudentin Nihan Yazici, die eigentlich die Nase voll hat von deutschen Männern. „Ich habe das Drehbuch gelesen und gelacht“, sagt Türkiz Talay. Und doch verliebt sich Nihan am Ende in den Alemannen Olaf Stern, gespielt von Bürger Lars Dietrich („Wochenshow“). Sie lernt ihn kennen, indem er unter zwielichtigen Gemüsehändlern ermittelt – als Türke verkleidet. Der Undercover-Kommissar mit Perücke und Schnauzer gibt sich richtig Mühe, das Herz seiner Angebeteten zu erobern. Er geht mit ihr in die türkische Fassung der Erfolgskomödie „Schuh des Manitu“ oder er kauft sich eine Wasserpfeife, weil er denkt, dass er ihr dann besser gefällt. Die Regie führte die türkischstämmige Filmemacherin Yasemin Samdereli (29). „Frauen wie mich stört es, wenn der deutsche Partner den türkischen Teil meiner Identität ausklammert“, sagt die fast gleichaltrige Türkiz Talay. Das sei auch die Botschaft des Films.

Aber anders als die Filmheldin hat die Darstellerin nicht die Nase voll von deutschen Männern. Sie ist noch auf der Suche nach dem Richtigen. Ihre Mutter – eine Apothekerin – habe ihr sogar geraten, bloß keinen Türken zu heiraten. Den Rat habe sie befolgt und nur deutsche Partner mit nach Hause gebracht, sagt sie scherzhaft. Als Kind sprachen die Eltern mit ihr nur Deutsch, schickten sie zum Ballett- und Klavierunterricht. Ihr Vater ging in die Türkei zurück, als sie 10 Jahre alt war, aber über ihn möchte sie nicht reden. „Ich habe keinen Kontakt zu ihm“, sagt sie. Dennoch verdankt sie dem Vater ein wenig den Einstieg ins Filmgeschäft: Als Türkiz acht Jahre alt war, fragte ihn ein Bekannter, ob er nicht ein türkisches Mädchen kenne, die in der „Rappelkiste“ mitspielen könne. Er kannte eines: die Tochter. Er meldete Türkiz zum Casting an – und sie bekamdie Rolle. Mit 15 moderierte sie die ARD-Kindersendung „Filmtipps nicht nur für Kids“ und spielte Hauptrollen in Episoden der ZDF-Kinderserie „Karfunkel“.

Das Abitur machte Türkiz, die seit 1987 den deutschen Pass hat, in Wilmersdorf und begann danach am Otto-Suhr-Institut mit dem Politikstudium. Mittendrin machte sie beim Casting für die „SK-Babies“ mit. Zudem spielte sie in den ARD-Serien „Gegen den Wind“ und „Die Schule am See“ mit. Später kamen Rollen in „Die Kommissarin“, „S.O.S Barracuda“ und „Küstenwache“ hinzu.

Seit dem Ende der „SK-Babies“ lebt sie wieder in Berlin am Winterfeldtplatz in Schöneberg. Und ihr Diplom hat sie längst in der Tasche. „Das ist mein zweites Standbein, wenn es mal mit der Schauspielerei nicht klappt.“ Allerdings sieht es nicht so aus, als ob sie darauf angewiesen wäre. Auf die Frage, ob sie von der Schauspielerei gut leben könne, nickt sie kräftig. Zurzeit steht sie für ihre nächste Rolle wieder vor der Kamera.

Suzan Gülfirat

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