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Berlin: Das Stammhaus der Langen Kerls

Auf Schloss Königs Wusterhausen hatte Friedrich Wilhelm I. die Idee zur Garde der „Grands Grenadiers“

Gewandt, schön anzusehen und vor allem von großer Gestalt sollten sie sein: die Grenadiere in der Garde des Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm I. Ab 1709 gingen sie als „Lange Kerls“ in die Geschichte ein. Diese Königsgrenadiere sollten mindestens sechs rheinische Fuß groß sein – also 1,88 Meter.

Bis heute hält ein Potsdamer Traditionsverein die Erinnerung an diese Männer fest, die mit ihren roten hohen Mützen noch viel größer wirken. Deren Ursprung liegt weder in Potsdam noch in Berlin, sondern im eher unscheinbaren Königs Wusterhausen.

In dem Ende des 16. Jahrhunderts erbauten Schloss hatte der spätere Soldatenkönig schon als Kind und Jugendlicher zwei großen Leidenschaften gefrönt. Er begeisterte sich für alles Militärische und die Jagd. Von beiden bietet das im Stadtzentrum gelegene Gebäude genügend Exponate. Es gehört der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die 2000 ein Museum eröffnete und Führungen anbietet.

Bei seinen Jagden rund um Wusterhausen, das 1717 den Zusatz „Königs“ erhielt, muss dem König eine besondere Fähigkeit der großen Männer aufgefallen sein. Sie verstanden es, die langen Vorderladergewehre außergewöhnlich schnell zu bedienen. Also suchte er in Preußen und bei den Nachbarn nach solchen Gardemaß-Soldaten. Groß war deshalb die Freude über Zar Peter I., der 1718 als Dank für das Bernsteinzimmer 55 große Grenadiere nach Preußen schickte.

Auch in Schlachten erwiesen sich „sowohl schöne junge als auch große Leute“ als vorteilhaft für den Sieg, wie es in Aufzeichnungen des Kronprinzen zu lesen ist. Zwischen der adlig betriebenen Jagd und großen Gefechten bestanden vor rund 300 Jahren offenbar noch keine großen Unterschiede. 1709 formierte der Königsnachfolger seine Wusterhausener Jagdgarde kurzerhand zum Korps „Grands Grenadiers“ mit roter Abzeichenfarbe um, und acht Jahre später vereinigte er, inzwischen König, dieses Korps mit einer ebenfalls von ihm befehligten Einheit zum Königsregiment Nummer 6.

Bis zu seinem Tod 1740 hielt Friedrich Wilhelm I. Wusterhausen und seinen Lieblingssoldaten die Treue. Jedes Jahr von August bis November siedelte er zur „Herbstlust“ zur Jagd ins Schloss um. Abends zog er sich zum legendär gewordenen Tabakskollegium zurück, um mit Militärs und Gelehrten zu zechen und zu philosophieren. Derweil standen draußen die Grenadiere, unübersehbar natürlich. Ste.

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