zum Hauptinhalt

Berlin: Das war Silvester in Berlin: Sophie Jasmin - das wahre Millennium-Baby

Eine Million Berliner und Touristen feierten am Pariser Platz und an der Siegessäule das neue Jahrtausend, nur halb so viel wie im Vorjahr. Der Pariser Platz musste erst um 23.

Eine Million Berliner und Touristen feierten am Pariser Platz und an der Siegessäule das neue Jahrtausend, nur halb so viel wie im Vorjahr. Der Pariser Platz musste erst um 23.45 Uhr kurzzeitig wegen Überfüllung gesperrt werden. "Die Leute kamen spät und gingen früh", sagte der Einsatzleiter der Polizei, Jürgen Schubert. Das erste Baby des neuen Jahres wurde in Lichtenberg geboren: Sophie Jasmin kam um 0.38 Uhr zur Welt. Die Polizei fuhr zwischen 19 Uhr und 6 Uhr 1936 Einsätze, im Vorjahr waren es 2272. Die Feuerwehr rückte 1531 Mal aus, allein 641 Mal brannte es. Den schrecklichsten Einsatz gab es um 1.40 Uhr. In der Neuköllner Elsenstraße wurden drei Menschen vor den Augen von vier Kindern ermordet (siehe unten).

Unter den Linden und auf der Straße des 17. Juni war die Stimmung weitgehend friedlich, aber auch nicht sehr euphorisch. "Um zwei Uhr hat sich das verlaufen", prognostizierte ein Sanitäter kurz nach Mitternacht. Er sollte Recht behalten, die letzten Feiernden flüchteten um 2.15 Uhr vor der Kälte. Obwohl wesentlich weniger Buden Sekt und Glühwein feilboten, mussten viele Händler kistenweise Flaschen wieder einpacken. Die edle Eisbar vor dem Adlon freute sich dagegen über guten Umsatz. Erst kurz vor Mitternacht sperrte die Polizei den Platz ab, weil das Limit von 25 000 Besuchern erreicht war. Im Vorjahr war der Platz schon gegen 21 Uhr das erste Mal gesperrt worden. Der Veranstalter "Silvester in Berlin" zeigte sich dennoch zufrieden mit der Resonanz. Der Veranstalter hatte 1,5 Millionen Besucher erhofft, während die Polizei nur mit einer Million gerechnet hatte. Es sei alles "ruhig und gesittet" verlaufen, lobte Veranstalter-Sprecherin Carola Schneider.

Die 1500 Polizisten erlebten einen deutlich ruhigeren Jahreswechsel als vor zwölf Monaten. Bei Schlägereien und Streitereien wurden 111 Personen verletzt, 35 mehr als im Vorjahr. Fünf Mal wurden Messer gezogen, dabei wurden fünf Personen verletzt. Keines der Opfer schwebt in Lebensgefahr. Zwei Messerstecher wurden festgenommen. In Prenzlauer Berg wurde ein wegen Streitigkeiten um 0.50 Uhr alarmierter Funkwagen zunächst mit Krachern und Schneebällen, dann auch mit Steinen und Sektflaschen beworfen. Erst nach Eintreffen einer Hundertschaft kehrte an der Eberswalder Straße wieder Ruhe ein. Die Streife wurde stark beschädigt. In der Kreuzberger Mariannenstraße durchschlug ein von Unbekannten geworfener Pflasterstein die Seitenscheibe eines Polizeiautos und verletzte zwei Beamte leicht durch Glassplitter.

Schwere Verletzungen durch Böller zogen sich mindestens zwei Männer und zwei Kinder zu. Ein 24-Jähriger sprengte sich zwei Fingerkuppen ab, als er Silvester um 16 Uhr in einem Lokal in Mitte einen verbotenen Polen-Böller zündete. Der Mann erlitt auch im Gesicht tiefe Brandwunden. Ein 27-Jähriger verlor kurz nach dem Jahreswechsel zwei Finger, als ein Kracher in seiner linken Hand explodierte. Am Neujahrsmorgen wurden zwei 12 und 13 Jahre alte Kinder schwer verletzt, als sie auf der Straße liegen gebliebene Böller zündeten. Einem Kind wurden Teile einer Hand abgerissen, das andere verletzte sich am Auge. Insgesamt rückte die Polizei 262 Mal wegen Feuerwerkskörpern aus, 169 Anzeigen wurden deshalb geschrieben. 25 Personen wurden angezeigt, weil sie mit Schreckschusswaffen geballert hatten. Bei der Silvesterparty musste das DRK 154 Menschen ins Krankenhaus bringen, viele davon wegen Alkoholmissbrauchs. Die Polizei lobte, dass die Besucher sich an das Böller-Verbot auf dem Festgelände gehalten haben. Zudem kontrollierten die Ordner des Veranstalters auffällig genau. Auf den acht "Abbrennplätzen" am Rande wurde dann geballert, was das Feuerzeug hält.

Die Computer in der Feuerwehr-Leitstelle funktionierten ohne Probleme. Nach dem totalen Ausfall der Technik beim vorangegangenen Jahreswechsel stand die Feuerwehr unter enormem Erfolgsdruck. Landesbranddirektor Broemme, der bis morgens 5.30 Uhr in der Leitstelle war, sagte, "mir ist ein Stein vom Herzen gefallen". Der Rechner sei nicht an die Lastgrenze gekommen. Zur Freude der Feuerwehr ging die Zahl der Notrufe massiv zurück. Der 112er-Notruf klingelte von 19 bis 6 Uhr "nur" 4500 Mal, im Jahr zuvor gab es 8000 Anrufe. Dennoch waren "von 0.15 bis 0.45 Uhr alle 60 Notrufleitungen permanent belegt", sagte Broemme. Für die halbierte Notrufzahl gibt es mehrere Gründe: Durch das Chaos hatten im Vorjahr viele Menschen mehrfach angerufen. Offensichtlich wirkt aber auch die neue Strategie der Feuerwehr, böswillige Fehlalarmierungen strafrechtlich zu verfolgen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false