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Berlin: Das Wunder eines Roggenhalms Erntedankfest in der Gemeinde St. Markus

Die Bänke der modernen Rundkirche am Spandauer Kiesteich sind voll mit Gläubigen jeden Alters, hinter der letzten Reihe müssen sogar einige Gemeindemitglieder stehen. Der Erntedankgottesdienst der katholischen Gemeinde St.

Die Bänke der modernen Rundkirche am Spandauer Kiesteich sind voll mit Gläubigen jeden Alters, hinter der letzten Reihe müssen sogar einige Gemeindemitglieder stehen. Der Erntedankgottesdienst der katholischen Gemeinde St. Markus ist fast so gut besucht wie eine Christmette. Elf Ministranten unterstützen Pfarrer Heribert Spickenbom während der Messe.

Die scheint zunächst nicht besonders aufs Erntedankfest ausgerichtet zu sein: Dem Kyrie und Gloria folgen zwei Lesungen ganz ohne Hinweis auf Feldfrüchte. In der ersten beklagt sich der Prophet Habakuk bei Gott über Gewalt und Unterdrückung in der Welt. Die zweite Lesung zitiert den zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus und ruft dazu auf, zu seinem Glauben zu stehen. Lediglich die Brote, Weintrauben, Sonnenblumen und das Getreide am Tabernakel weisen zu diesem Zeitpunkt auf den hohen Festtag im Kirchenjahr hin. Aber nach dem Evangelium, in dem Jesus seine Jünger zu stärkerem Glauben auffordert, beschäftigt sich Pfarrer Spickenbom in seiner Predigt ausführlich mit dem Erntedankfest: Er preist Gottes Schöpfung, die Natur. Als Beispiel nennt er den Roggenhalm: „Bei einer Höhe von anderthalb Metern ist er nur drei bis vier Millimeter dick. Außerdem trägt er in seiner Ähre ein enormes Gewicht. Trotzdem bricht der Roggenhalm nicht ab, sondern bringt Früchte zum Wohl des Menschen hervor.“ Dieses Wunder, sagt der Pfarrer, sei größer als alle technischen Errungenschaften der Menschheit. Einen Gegensatz zu seinem mitunter monotonen Redestil bildet ab und zu das Juchzen und Quengeln der jüngsten Kirchenbesucher.

Im Anschluss an die Eucharistie versammeln sich Kinder von fünf bis elf um den Altar. Sie singen ein Erntedanklied, tanzen und halten Früchte und Blumen in die Höhe. So ist die Messe in St. Markus am Ende doch noch eine richtige Erntedankfeier. Sie schärft den Blick der Gemeindemitglieder für das größte Wunder der Welt: die Natur.

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