zum Hauptinhalt

Berlin: „Das wurde auch Zeit“

Cool statt emotional: Bei der Gala zur Verleihung der Goldenen Kamera wählten die Stars diesmal lieber die nüchterne Dankesformel

Oscar-Verleihungen gibt es inzwischen für alle Lebenslagen: die leisesten Laubsauger werden ebenso mit glamourösen Zeremonien geehrt wie die erfindungsreichsten Nachwuchsunternehmer. Zu den Klassikern unter den deutschen Oscar-Zeremonien gehört die Goldene Kamera der Fernsehzeitschrift Hörzu, die gestern Abend zum 42. Mal verliehen wurde. Den Schauplatz des Geschehens, die eher etwas schwierig auf Glanz zu trimmende Ullsteinhalle, leuchteten Fernsehkameras für die ZDF-Live-Übertragung gnädig aus. Die vielen goldenen Kleider und unterstützen das noch. Da dies auch eine Art Klassentreffen der deutschen Film- und Fernsehbranche war, hochklassig angereichert mit internationalen Stars, fiel die Glamour-Orgie auf immerhin 90 Meter langen Roten Teppich besonders opulent aus.

Ex- Bond-Darsteller Pierce Brosnan erzählte dort Nina Ruge, wie wichtig sein Umwelteinsatz für die Kindeskinder ist. Schon zwei Stunden, bevor die Verleihung überhaupt begann, starteten die Stars den Abend mit einem wollüstigen Bad in den Blitzlichtern. Große Gefühle und berührende Momente gehören zur Dramaturgie der Goldenen Kamera. Im vergangenen Jahr wählte Rudi Carrell fünf Monate vor seinem Krebstod dieses Ereignis für einen bewegenden Abschied von seinem Fernsehpublikum. Diesmal wurde ein Trend zur coolen Danksagung erkennbar. Die beste Schauspielerin Corinna Harfouch und der beste Schauspieler Edgar Selge bedankten sich kurz und mit angenehm souveräner Bescheidenheit. Klaus Wowereit lobte „Rosenstolz“, die in der Kategorie „Pop National“ siegten. Anna Rosenbaum fand kess: „Das wurde ja auch mal Zeit.“ Sehr große Stars werden manchmal schneller drangenommen. Oscar- Preisträger Nicholas Cage outete sich kurz nach Beginn der sich später lange hinziehenden Zeremonie als Fritz-Lang-Fan. Thomas Quasthoff hielt die Laudatio auf Sir Simon Rattle und betonte sein „diebisches Vergnügen“ daran, dass bei einer solchen Verleihung auch mal ein klassischer Musiker zum Zuge kommt. Geehrt wurde der Dirigent für seine Verdienste um die Integration und hatte die Kinder aus dem aktuellen Projekt gleich mitgebracht. „Jeder braucht Musik“, sagte er. „Nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit.“

Die „No Angels“ waren wiedervereinigt angetreten, um Lionel Richie („All Night Long“) die Auszeichnung für sein musikalisches Lebenswerk zu überreichen. Auch Lilo Pulver erhielt eine Kamera für ihr Lebenswerk. Sie wurde geehrt als „himmlische Komödiantin“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false