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DDR-Historie: Unter der Betondecke

In Freudenberg und Kunersdorf sind an diesem Wochenende zwei bisher unzugängliche Bunker der NVA zu erkunden.

Wriezen – Das Schild klingt banal: „Unter der Dusche Grundreinigung durchführen.“ Doch offensichtlich trauten die Offiziere ihren Soldaten selbst tief unter der Erde nicht. So beobachtete ein Wachhabender zusätzlich durch ein Bullauge in der Stahlwand eines Bunkers das Treiben unter dem Wasserstrahl. Dabei sah er allerdings keine nackten Männerkörper, sondern nur in Schutzanzügen steckende und mit aufgesetzten Gasmasken recht merkwürdig anmutende Gestalten. Mit einer Speziallauge sollten sie jegliche radioaktive Belastung nach dem Abwurf einer Atombombe einfach abspülen.

Solche und viele andere Geschichten können Besucher an diesem Wochenende in zwei bislang nicht zugänglichen Bunkern aus DDR-Zeiten nordöstlich Berlins erleben. Dabei sind die in Freudenberg, unweit der B 158 bei Tiefensee gelegen, und in Kunersdorf an der B 167 bei Wriezen zu hörenden Erklärungen durchaus authentisch. Die Führungen übernehmen einstige NVA-Offiziere. „Es gab in der DDR 68 unterirdische Bunkeranlagen der NVA für die Führungsstäbe sowie für die Partei- und Staatsführung“, sagt der Ex-Offizier Paul Bergner. „Rund 25 davon gab es rund um Berlin, die meisten im Nordosten.“ Hier seien die geologischen Bedingungen für Stollen ideal gewesen. Am Rande des Dorfes Freudenberg sollte der Chef der Volkspolizei mindestens drei Tage den „Angriff des Klassenfeindes“ völlig autark unter Tage überleben können. Der Eingang in den Komplex war als Bretterverschlag getarnt. Weitgehend im alten Zustand befindet sich die unterirdische Funkzentrale der NVA in Kunersdorf. Hier funktionierte die Tarnung als Wetterstation so perfekt, dass selbst Einwohner und die zur Bewachung eingesetzten Soldaten keine Ahnung vom Treiben unter der meterdicken Betondecke hatten. Vorbei.

Die Bunker Freudenberg und Kunersdorf sind am Sonnabend und Sonntag von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Warme Kleidung, festes Schuhwerk und eine Taschenlampe sind ratsam. Eine einstündige Führung kostet für beide Anlagen 10 Euro. Für Schimmelpilzallergiker ist sie nicht zu empfehlen. Claus-Dieter Steyer

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