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Berlin: Dealer gesteht millionenschweren Kokain-Handel

Uwe C. wollte ins ganz große Geschäft. Dann bekam er Todesdrohungen. Jetzt steht er als Angeklagter und Kronzeuge vor Gericht

Dem Dealer wurde es zu heiß in der Szene. Er erhielt Todesdrohungen, jemand soll im Streit um die Rauschgift-Vermarktung ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt haben. Da ging Uwe C. erst zu einem Rechtsanwalt und dann zur Polizei. Das Geständnis des 29-Jährigen führte zu einem der größten Berliner Drogenprozesse der letzten Jahre. Seit gestern geht es vor dem Landgericht um den Handel mit mehr als 200 Kilogramm Kokain aus Kolumbien. Es ging um sehr viel Geld: Die Drogen sollen einen Euro-Wert in zweistelliger Millionenhöhe haben.

Mit seiner Aussage hat Uwe C. auch den 35-jährigen Martin F. und als eher kleines Licht die 24-jährige Isabelle R. mit auf die Anklagebank gebracht. Er selbst ist jetzt in der Rolle des Hauptangeklagten und des Kronzeugen. „Die Anklage trifft zu“, wiederholte Uwe C., der sich im Zeugenschutzprogramm befindet.

Zu seiner Aussage bei der Polizei habe er sich entschlossen, „weil sich die Situation zugespitzt hatte, mein Leben bedroht wurde und ich keinen Ausweg mehr wusste“, sagte der hagere Mann mit einem silbernen Ring im Ohr. Er sei sich bei den Drogengeschäften mit dem Mitangeklagten F. „ins Gehege“ gekommen.

Laut Anklage wurden die Rauschgiftgeschäfte von 1995 bis Ende vorigen Jahres abgewickelt. Die erste Lieferung aus dem Dunstkreis des berüchtigten kolumbianischen Medellin-Kartells kam im Februar 1995 im Hamburger Freihafen an. Es waren zweieinhalb Kilogramm Kokain, für die Uwe C. und ein weiterer mutmaßlicher Komplize rund 45 000 Euro bezahlten.

Ab 1998 soll auch der Neuköllner F. in den schwunghaften Handel eingestiegen sein. C. soll ihm zunächst etwa drei Gramm Kokain übergeben haben. Da die Probe „überzeugend“ ausgefallen war, soll es zu einer intensiven Geschäftsbeziehung der beiden Männer gekommen sein. Ab 1999 war der aus Norddeutschland stammende C. laut Anklage im Auftrag seines Berliner Komplizen unterwegs, um Kokain zu beschaffen.

Doch Martin F. hüllte sich zu Beginn des Prozesses in Schweigen. Seine ehemalige Freundin, Isabelle R., gab zu, Ende 1999 für ihn einmal 500 Gramm Kokain von Berlin nach Thüringen transportiert und dort weiterverkauft zu haben. Die Sache sei ihr „suspekt“ erschienen, sagte die Angeklagte. Aber sie, die erst im Sommer 1999 von Thüringen nach Berlin gekommen war, hatte sich in F. verliebt. Kurz nach ihrer kriminellen Fahrt in ihre Heimat endete die Beziehung.

Nachdem F. auch von der jungen Frau belastet worden war, legte ihm das Gericht ein Geständnis nahe. „Ihre Position ist nicht so günstig“, sagte der Vorsitzende Richter. „Ohne Geständnis müssen Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Höchststrafe rechnen.“ Das sind im vorliegenden Fall 15 Jahre Haft. Bis zum Dienstag will Martin F. die Sache mit seinem Rechtsanwalt besprechen.

Kerstin Gehrke

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