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Berlin: Demo, Echo, Berlinale: Berlin punktet mit Gelassenheit

Veranstalter und Polizei blieben in jeder Lage souverän. Auch, als sich unerwartet Hunderttausende versammelten

So viele FriedensDemonstranten wie noch nie in der Stadt, so viele hochrangige Stars wie selten auf der Berlinale, außerdem die Terrorwarnungen, der Besuch des russischen Staatspräsidenten Putin, die bundesweite Handwerker-Demo – alles in einer Woche: In Berlin jagten sich in den vergangenen Tagen die Ereignisse, doch die meisten Berliner blieben gelassen und die Polizei führte souverän Regie. Wäre die vergangene Woche ein Test für die Belastbarkeit der Stadt gewesen, Berlin hätte diese Reifeprüfung mit guten Noten bestanden.

Beispiel Friedensdemo: An einen solchen Erfolg der Anti-Kriegs-Bewegung hat man bei der Polizei bis zuletzt nicht glauben wollen: „Im Kopf waren wir nicht bereit, mehr als 150 000 Menschen hier zu sehen“, sagte der Einsatzleiter der Polizei, Jürgen Schubert. Deshalb mussten die Beamten angesichts des überraschenden Ansturms und der schier unendlichen Karawane von Sonderbussen aus ganz Deutschland höchst flexibel reagieren.

So sollte ursprünglich die stark befahrene Nord-Süd-Achse Hofjägerallee - Großer Stern - Altonaer Straße trotz des Umzugs für den Verkehr geöffnet bleiben – ein Risiko, das die Polizei bei ähnlichen Veranstaltungen in diesem Bereich bisher gescheut hatte. Doch dann wurde die Nord-Süd-Achse kurzentschlossen gesperrt, um als zusätzlicher Parkplatz für Busse zu dienen – so flexibel zeigte sich die Polizei in der Vergangenheit selten. Und nur wenige Autofahrer empörten sich über die Einschränkungen.

Routine hat die Polizei inzwischen auch im Umgang mit Radikalen. Alleine 2600 Demonstrationen und Kundgebungen im vergangenen Jahr 2002 schulten ihr Geschick. Auch am Sonnabend gelang es den Beamten, die rechtsradikalen NPD-Anhänger schon im Vorfeld der Friedensdemonstration von der Teilnahme abzuhalten. Deren angekündigter Protest gegen die US-Politik habe bereits für so viel Aufregung gesorgt, dass sie stark gefährdet seien, argumentierte die Polizei überzeugend. Was ihr auch bei den Autonomen gelang, die sich bis auf wenige Eierwerfer gleichfalls friedlich verhielten.

Absolut ruhig verlief der Besuch des hoch gefährdeten russischen Präsidenten Putin. Und auch die Handwerker, die am vergangenen Montag das Zentrum mit Lastkraftwagen lahmlegten, ließen die Polizei gelassen.

In Sachen Glamour haben Polizei und Veranstalter ebenfalls dazugelernt. Beispiel Berlinale: Da wurden vor den großen Premieren die Straßen am Potsdamer Platz kurzerhand komplett gesperrt, damit die Stars pünktlich zum roten Teppich kommen und kein Hupkonzert im Stau steckender Taxifahrer die vielen Fernseh-Interviews stört.

Vergessen die Zeiten, in denen am Zoo-Palast nicht einmal der Radweg vor dem roten Teppich gesperrt wurde und der damalige Festivalchef Moritz de Hadeln seine gerade aus den Limousinen entsteigenden Hollywoodstars vor wütend klingelnden Rambo- Radfahrern schützen musste, die nicht bereit waren, Platz zu machen. Lob kommt aber auch von den Veranstaltern der „Echo“-Verleihung: Straßensperrungen, Sicherheitsauflagen? Alles kein Problem.oew/cs/weso

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