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Berlin: Der BND zieht nach Berlin

Bundesnachrichtendienst gibt Standort Pullach auf, um Regierung und Bundestag schneller informieren zu können

Von Frank Jansen

Der Bundesnachrichtendienst (BND) wird seine Zentrale von Pullach bei München nach Berlin verlegen. Bis etwa 2008 will die Behörde mit 6000 Mitarbeitern nahezu komplett in der Hauptstadt präsent sein. Die Entscheidung traf am gestrigen Freitag das „Sicherheitskabinett“ um Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Angesichts der veränderten Sicherheitslage sei es wichtig, „die Bundesregierung und andere Entscheidungsträger durch unsere Nähe zu stärken“, hieß es beim Bundesnachrichtendienst: Gemeint ist unter anderem die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus, die einen schnelleren und direkten Informationsfluss vom Geheimdienst zu Regierung und Bundestag notwendig mache.

Mehrere Dienststellen des BND sind bereits seit 1999 in Berlin ansässig. Eine Dependance befindet sich am Schloßplatz in Mitte, eine weitere in Steglitz. Dort wird am Gardeschützenweg das Gelände der ehemaligen Roosevelt-Kaserne der US-Armee umgestaltet. Im Herbst zieht hierhin die Abteilung Auswertung des BND. Ein Jahr später soll der neu errichtete Gebäudekomplex für das Lage- und Informationszentrum des BND fertig sein; Mitte März wurde in dem Rohbau das Richtfest gefeiert. Um alle Abteilungen nach Berlin bringen zu können, hat der BND auch in Zehlendorf das Areal der früheren Clay-Kaserne übernommen.

Für die Region München bedeutet der Weggang des BND den Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen. Entsprechend gereizt reagierte Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU): Die Entscheidung der Bundesregierung sei „unter Kostengesichtspunkten kaum verständlich“. Der Umzug des BND mit seiner hochmodernen und umfangreichen Ausstattung führe zu einer nicht erheblichen Belastung des Bundeshaushalts. Die Bundesregierung plant allerdings nach Angaben eines Sprechers, in der Umgebung von München eine neue „technische Einrichtung des BND“ zu errichten. Jedoch nicht in Pullach.

Der BND wurde 1956 gegründet, als eine dem Kanzleramt angegliederte Dienststelle. Vorgänger des BND war die „Organisation Gehlen“, benannt nach dem ehemaligen Wehrmachtsgeneral Reinhard Gehlen. Er hatte von 1942 bis 1945 im Generalstab des Heeres die Abteilung „Fremde Heere Ost“ geleitet, zuständig für Spionage gegen die Rote Armee. Nach Kriegsende überreichte Gehlen das gesammelte, überaus umfangreiche Material den Amerikanern. Mit seiner „Organisation“ baute Gehlen dann ab 1947 in Pullach einen neuen Auslandsnachrichtendienst auf, den die USA 1955 der Bundesregierung übergaben. Von 1956 bis 1968 stand Gehlen dem Bundesnachrichtendienst als Präsident vor.

Seit 1998 leitet August Hanning den Dienst. In Berlin will seine Behörde bald eine Imagepflege ganz eigener Art betreiben: Zum kommenden Jahreswechsel soll ein „BND-Shop“ eröffnet werden. Einen potenziellen Verkaufsschlager gibt es schon: Das „BND-Kochbuch“, von der Behörde doppeldeutig als „Geheimtipp“ angepriesen.

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