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Für den Frieden durchquerten die Teilnehmenden halb Europa.

© Sebastian Kahnert/dpa

Zu Fuß von Berlin nach Syrien: Der Civil March steht vor seinem Aus

Neun Länder hat der Friedensmarsch bereits passiert. Auf dem Weg nach Aleppo könnten die Aktivisten in der Türkei an ihre Grenzen stoßen.

Mitten im Winter sind sie am Tempelhofer Feld losgelaufen, den Rucksack auf dem Rücken und die Friedensbotschaft in Herz und Kopf. In einer Art „Staffellauf der Solidarität“ wollten sie mehr als 3000 Kilometer zurücklegen, die Flüchtlingsroute in entgegengesetzter Richtung bis nach Aleppo laufen und so die Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse in Syrien lenken. Jetzt müssen sich die Aktivisten des Civil March eingestehen, dass sie ihr Ziel vielleicht nicht mehr erreichen werden.

Neun Länder hat der Friedensmarsch in den vergangenen 135 Tagen passiert, mehr als 3000 Teilnehmer mit an Bord geholt. Jetzt, in Thessaloniki, haben die Aktivisten eine siebentägige Pause eingelegt. Noch einige Wochen soll sie ihre Route durch Griechenland führen, bevor sie planmäßig die Grenze zur Türkei und dann zu Syrien überqueren. Doch genau darin liegt das Problem.

Die Lage in der Türkei ist schwierig

„Die Situation in der Türkei hat sich verschlechtert. Demonstrationen sind problematisch. Wir müssen entscheiden, ob wir den Marsch fortführen können und wollen“, sagt Anna Alboth, Organisatorin des Civil March. Gerade kommt sie von einem Treffen mit 30 Aktivisten. Noch ist völlig unklar, wie es weitergehen soll. „Es gibt Leute, die wollen unbedingt bis nach Aleppo. Aber wir müssen überlegen, ob es unserer Botschaft was bringt, das Risiko einzugehen“, sagt Alboth und fügt hinzu. „Macht es Sinn, wenn wir alle verhaftet werden?“

Viel haben die Aktivisten bereits erreicht. In Gesprächen mit Schülern, Kirchen, Geflüchteten und Fremden haben sie entlang ihrer Route über ihr Anliegen gesprochen und die „Friedensbotschaft“ verbreitet. Immer und immer wieder, wie Anna Alboth sagt. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, darüber nachzudenken, ob man sich damit zufrieden gibt.

Die Gruppe wird sich nicht spalten

„Vielleicht waren diese Treffen ja das eigentlich Entscheidende. Vielleicht konzentrieren wir uns darauf, weil wir die direkte Wirkung dort am deutlichsten gesehen haben“, sagt Alboth. „Wir haben immer unser Bestes gegeben. Aber vielleicht ist es zu wenig, um bis ans Ziel zu kommen.“

Dass sich die Gruppe wegen dieser entscheidenden Frage spalten könne, schließt Alboth aus. Zusammenhalt, sagt sie, sei immer das Wichtigste gewesen. „Unterschiedlichste Menschen sind hier für ein gemeinsames Ziel zusammengewachsen. Es gab immer wieder auch Streitereien, aber wir haben trotzdem zusammengehalten.“ Das werde auch jetzt so bleiben – egal wie sich die Aktivisten entscheiden.

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