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Berlin: Der General bleibt an Steffels Seite

Er würde schon sehr gern wieder Bürgermeister von Mitte werden, nachdem er so viel in Gang gesetzt und erst wenig zu Ende gebracht hat. Es spricht auch einiges für ihn: seine politische Erfahrung, sein Sachverstand in Bezirksthemen und vor allem sein Stil, der ihm Anerkennung auch bei politischen Gegnern verschafft hat.

Er würde schon sehr gern wieder Bürgermeister von Mitte werden, nachdem er so viel in Gang gesetzt und erst wenig zu Ende gebracht hat. Es spricht auch einiges für ihn: seine politische Erfahrung, sein Sachverstand in Bezirksthemen und vor allem sein Stil, der ihm Anerkennung auch bei politischen Gegnern verschafft hat. Nur leider ist Joachim Zeller seit Sonntag in der falschen Partei - und obendrein ihr Generalsekretär. Dabei haben die Wähler ihre CDU im Fusionsbezirk Mitte gar nicht so arg gefleddert wie auf Landesebene: minus 14,3 Prozent bei den Zweitstimmen zum Abgeordnetenhaus, aber nur 11 Prozent Einbuße im Bezirk.

Doch trotz der offensichtlich sorgsam verteilten Kreuze auf den Wahlzetteln kann es kaum mehr reichen für Zeller. Der schwarz-grünen Allianz, die ihn vor einem knappen Jahr ins Amt wählte, fehlt selbst mit Unterstützung der FDP eine Stimme zur Mehrheit. Die SPD als Wahlsiegerin unterstützt natürlich ihren Kandidaten Christian Hanke. "Das ist auch ihr gutes Recht", sagt Zeller: "Aber es kann auch eine Zählgemeinschaft dagegen geben." Die Unterstützung der FDP habe er, die der Grünen sei zumindest denkbar und die PDS - die PDS? "Wir haben noch nicht über Zählgemeinschaften geredet", sagt der CDU-Politiker. "Die Zeit ist wohl noch nicht reif dafür." Das sei für beide Seiten eine prinzipielle Frage.

PDS-Fraktionschefin Sylvia Jastrzembski hat allerdings schon ihre grundsätzliche Sympathie für einen SPD-Bürgermeister bekundet. So bleibt dem 49-Jährigen, der mit sieben Jahren aus dem oberschlesischen Opole (Oppeln) in die DDR übersiedelte und 1990 in die CDU eintrat, wahrscheinlich nur ein Stadtratsposten. Da sei er flexibel, zumal sein jetziges Ressort, Personal und Verwaltung, üblicherweise dem Bürgermeister untersteht. "Ich habe von Stadtplanung bis Gesundheit schon alles gemacht", sagt der studierte Slawist und versichert, dass das Jugend- und Finanzressort für ihn tabu sei. Denn das solle der allgemein anerkannte Jens-Peter Heuer behalten. Heuer ist in der PDS. Was Zeller zur Empörung mancher CDU-Parteifreunde noch nie davon abhielt, dessen Arbeit zu loben. Überhaupt verliert er kein böses Wort über Kollegen.

Vielleicht bremst diese Angewohnheit, niemandem weh zu tun, die Fusion der Verwaltungen von Tiergarten, Wedding und Mitte. Andere Bezirke sind deutlich weiter. Dafür dringt kein nennenswertes Knirschen aus dem Rathaus von Mitte an die Öffentlichkeit. Zeller findet es "spannend, dass der Bezirk so heterogen ist." Auch wenn das bedeutet, neben dem Regierungsviertel auch das größte Sozialamt Deutschlands zu haben. Hier sieht er eine seiner Hauptaufgaben: Bisher hätten Bezirk, Arbeits- und Sozialamt eher unkoordiniert nebeneinander gearbeitet. Jetzt sei "vieles angeschoben worden"; ein Beschäftigungsbündnis mit der Wirtschaft etwa, das aber noch längst nicht fertig sei, weil die Betriebe Hilfe bei der fachlichen Umsetzung bräuchten. Der Blick in die leeren Kassen schreckt Zeller kaum: "Natürlich sind die Bedingungen nicht toll. Aber nicht alles hängt am Geld", sagt er mit Blick auf Gremien wie den Ausländerbeirat, die vor allem engagierte Leute mit Sachverstand brauchen.

So jemanden brauchte auch die Landes-CDU, nachdem sich ihr Generalsekretär Ingo Schmitt im Juli mit verbalen Ausfällen gegenüber Klaus Böger (SPD) disqualifiziert hatte. Mit einem lakonischen "unverhofft kommt oft" trat Zeller das Amt an, das er - sofern er nicht doch wieder Bürgermeister wird - gern über den Landesparteitag Anfang 2002 hinaus behalten würde. Mit einem Stadtratsposten hielte er die Aufgabe für vereinbar, während seine bisherige Doppelbelastung auch die eigenen Parteifreunde skeptisch sahen.

Man ahnt Zellers Arbeitspensum, wenn man sich nach seinem Privatleben erkundigt: Erst schweigt er, dann ruft er: "Ach, Hobbys!", und klingt dabei, als sei er noch nie so etwas Absurdes gefragt worden. "Wenn ich mal zehn Minuten Zeit habe, klimpere ich auf der Gitarre rum. Manchmal gehe ich auch zu Konzerten - in die Columbiahalle, denn die hat arbeitnehmerfreundliche Anfangszeiten." Bitte? "Na ja, 22 Uhr. Mir passt das jedenfalls ganz gut." Mal wieder ein Wochenendausflug wäre ihm auch recht. Seiner Frau sowieso. Sie hoffe darauf, dass er bald mehr Zeit habe, sagt Zeller. "Aber sie würde es genauso akzeptieren, wenn ich wieder Bürgermeister werden würde." Mal sehen, was sich machen lässt.

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