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Berlin: Der Grundstein liegt – auch ohne Kanzler

Wegen des Hochwassers fuhr Schröder gestern nicht zur Chipfabrik. Die Betreiber sind trotzdem froh: Das Projekt sei so weit wie nie zuvor

Frankfurt (Oder). Die Hochwasserkatastrophe in Sachsen wirkte sich gestern auch in Frankfurt (Oder) aus. Zwar steigt der Strom in der Stadt nur geringfügig, aber die lange vorbereitete Grundsteinlegung für die Chipfabrik musste ohne den wichtigsten Gast auskommen: Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte seine Teilnahme kurzfristig ab. Er wollte sich in Dresden über das Ausmaß der Überschwemmungen informieren.

Als Vertretung der Bundesregierung, die an der Finanzierung beteiligt ist, kam Bildungsministerin Edelgard Bulmahn, die sich ohnehin gerade auf Informationsfahrt in Sachen Lehrstellen durch den Osten befindet. Und Ausbildungsplätze sollen in der Chipfabrik ja auch mal entstehen.

Für die Betreibergesellschaft Communicant sprach gestern Dirk Obermann vor den rund 400 Gästen, darunter mehrere Dutzend aus dem Emirat Dubai sowie Ministerpräsident Matthias Platzeck und CDU-Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß. „Unsere Planungen sind, dass wir im ersten oder zweiten Quartal 2004 beginnen“, sagte Obermann. Ursprünglich war von Anfang 2003, zuletzt von Sommer bis Ende 2003 gesprochen worden. Die Krise auf dem Halbleitermarkt und der 11. September habe zu Verzögerungen bei dem 1,5-Milliarden-Euro-Projekt geführt. Auch der neue Vorstandsvorsitzende Abbas Ourmazd, der von der Spitze des Frankfurter Instituts für Halbleiterphysik zu Communicant kam, sprach von einem Zeitverzug von rund sechs Monaten. Dennoch habe er momentan „keine großen Bedenken“ wegen der Marktchancen der Frankfurter Chips. Die Halbleiter-Krise habe dazu geführt, dass sich das Tempo der Technologieentwicklung weltweit „wesentlich verlangsamt“ habe. Zugleich kündigte der US-Amerikaner an, die Zeitpläne noch mal unter die Lupe zu nehmen. Ein Vertreter des Hauptinvestors Dubai Airport Zone sagt, das Emirat sei in die Finanzierung gerade deshalb eingestiegen, um die Halbleitertechnologie dann auch in das arabische Land zu transferieren.

Auf der Baustelle nahe der Autobahn nach Polen sollen sich nun auch bald wieder die Kräne drehen. Laut Obermann kommt es aber auf den Tag nicht an. Schließlich sei die Finanzierung des Projekts „so weit wie noch nie zuvor“. Das Eigenkapital sei vertraglich gesichert, die Kreditangebote der Banken würden den Bedarf übersteigen, und die Verhandlungen über ein Bund-Land-Bürgschaft zur Absicherung der Darlehen hätten eine „positive Grundsatzentscheidung“ gebracht. „Ich persönlich schätze die Chancen für das Projekt so hoch wie noch nie ein“, sagte Obermann. Dass es aber immer noch Hürden gebe, musste dann Minister Fürniß sagen. Er mahnte die EU, bald eine Entscheidung zur Notifizierung der Fördermittel zu treffen. „Wir brauchen eine Entscheidung zeitnah, um den Wettbewerbsvorsprung zu halten“, sagte er. Und, dass er davon ausgehe, dass die EU-Kommission das Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung nach der Sommerpause abschließt. Natürlich sei das Projekt mit Risiken verbunden, sagte Fürniß.

Und da hat man trotz normaler Oder-Pegelstände das Gefühl, hier gebe es noch nasse Füße. Claus-Dieter Steyer

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