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Geschenk vom Chef. Klaus Wowereit (Mitte) überreichte Frank Henkel und dessen Partnerin Kathrin Bernikas ein Bild, das ein Mitarbeiter der Senatskanzlei für ihn gemalt hat.

© Davids/Sven Darmer

Der Innensenator feiert Geburtstag: Frank Henkel wird 50 - und viele kommen gratulieren

Die Berliner CDU feiert ihren Retter. Die Festreden zeigen, dass seine Biografie perfekt zu Berlin passt - und dass er als stellvertretender Regierungschef nicht unbedingt am Ende der Karriereleiter angekommen ist.

Eine Stunde dauert das Defilee der Gratulanten in Clärchens Ballhaus in der Auguststraße. Am Ende sind Gabentisch und Spendenbox gefüllt und mehr als 200 Menschen um die Festtafeln versammelt. Aus der Gästeschaft ließen sich mühelos zwei bis drei Senate beliebiger politischer Couleur rekrutieren und ein Parlament sowie ein Rat von Wirtschaftsweisen zusammenstellen. An der Stirnseite der Tafel brennt eine Kerze, links vorn an der Ecke sitzen Regierungschef Klaus Wowereit und Vorgänger Eberhard Diepgen, rechts steht zwischen den Kristallgläsern ein blaues Babyfläschchen.

So ist das an diesem Sonnabend, an dem Innensenator Frank Henkel 50 Jahre alt geworden ist und die CDU eingeladen hat, ihren Landesvorsitzenden zu feiern. Einen, in dessen Terminkalender sowohl Koalitionsverhandlungen im Bund als auch Babyschwimmen im Kiez stehen. CDU-Generalsekretär Kai Wegner lässt seinen Abriss der vergangenen Jahre in den Wunsch münden: „Bleib so, wie du bist.“ Ja, die Art, wie Frank Henkel ist, hat sehr geholfen, die von Selbstzerfleischung gezeichnete Berliner CDU wieder salonfähig zu machen. Henkel ist nicht zum Machtmensch geboren, aber seine Mischung aus Kumpelei und klarer Ansage, aus Poltern und Denken, war stärker als die Intriganten und Schaumschläger. Seit Henkel weiß man, dass bodenständig nicht piefig bedeuten muss.

Jetzt sitzt er neben seiner Partnerin Kathrin Bernikas, die neben ihrer Arbeit als Grundschullehrerin für die CDU in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf sitzt. Sohn Leo, 13 Monate alt, turnt zwischen Oma und Opa herum. Wegner dankt Henkels Eltern „für die Erziehungsarbeit in den letzten 50 Jahren“ und wendet sich in Richtung Wowereit, um zu sagen, dass dem Jubilar karrieretechnisch noch „mindestens ein Schritt“ fehle. Er setzt die Pointe mit Augenzwinkern, obwohl sie nicht so abwegig ist: Wenn Henkel in den nächsten drei Jahren nicht allzu viel falsch macht und die SPD nicht alles richtig, ist der Chefposten für Henkel denkbar. Als Geschenk der Partei gibt’s einen Dirigentenstab für den Chef (Taktgeber!), der etwa so originell ist wie der Zylinder (Hut auf!), den Wowereit kürzlich von seinem SPD-Fraktionschef zum 60. erhalten hat.

Dann startet ein fröhlich-flottes Filmchen aus der Regie von CDU-Landesgeschäftsführer Dirk Reitze, in dem teils prominente Bekannte gratulieren. Andrej Hermlin spielt ein Ständchen am Klavier, Frank Zander preist den gemeinsamen Vornamen und Bundeskanzlerin Angela Merkel zitiert Udo Jürgens: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an… – Ich glaube, so lange musst du nicht mehr warten.“ Zumal Frank Henkel gern von seinem „zweiten Leben“ spricht, das im Flüchtlingslager Marienfelde begann, als er 17 war und mit seiner Familie aus der DDR ausreisen durfte. Berlinischer kann eine Biografie nicht sein. Eberhard Diepgen weiß aus Henkels Zeit beim Radiosender 100,6 zu berichten, dass der dort unter anderem für die Verspätungen an Flughäfen zuständig gewesen sei. Ein sicherer Gag in einer Rede, in der ansonsten mehr Parteitag steckt, als manchen der vielen Grünen und Sozialdemokraten im Saal lieb ist.

Dann ist endlich Henkel selbst dran. „Mein tollstes Geschenk habe ich bereits im vergangenen Jahr bekommen“ sagt er und bezeichnet sich „als Schiff, das viele Jahre so rumgecruist ist“ und jetzt einen Hafen gefunden habe. Das ist wieder der Frank Henkel, wie er cruist und lebt und von vielen gemocht wird. Drei Wünsche habe er: „Eine gute Zukunft für unsere Stadt, gute Bildung für unsere Kinder und dass diese Bildung in hervorragende Berufschancen mündet.“ Weitere Geschenke hat er sich nicht gewünscht, sondern stattdessen um Spenden für die Volker-Reitz-Stiftung gebeten. Deshalb die Spendenbox. Die Stiftung ist nach einem Polizisten benannt, der 1996 in Marzahn von einem betrunkenen Autofahrer erschossen wurde. Sie hilft Polizisten und deren Angehörigen, die in Not geraten. Der Aufruf ihres Dienstherrn kam gut an bei den Beamten.

Klaus Wowereit hat übrigens keine Rede gehalten. Nach zwei Jahren Koalition verstehen sich Henkel und er ohne viele Worte. In der Zeit, als man sie oft in ähnlichen Outfits – dunkler Anzug, weißes Hemd, offener Kragen – sah, hat Wowereit ihn scherzhaft „mein Zwilling“ genannt. Ein Kompliment, das er nicht jedem zuteil lassen würde.

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