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Berlin: Der Leipziger Platz wird zur Großbaustelle

Investor will ehemalige Wertheim-Grundstücke schnell neu bebauen Neue Pläne auch für das Haus Cumberland am Kurfürstendamm

Jahrzehnte lagen sie brach, jetzt ist die Neubebauung der ehemaligen Wertheim-Grundstücke am Leipziger Platz in Sicht. Im Dezember hat die Immobiliengesellschaft Orco Germany das 22 000 Quadratmeter große Areal gekauft, binnen zwei Jahren soll gebaut werden. Konkrete Pläne gebe es noch nicht, sagt Orco-Vorstandsvorsitzender Rainer Bormann: „Das ist ein hervorragender Standort für Einzelhandel und Büros.“ Ob es wie ehedem auch ein Kaufhaus geben wird, ist noch nicht klar.

Die Wertheim-Grundstücke gehören zu den wichtigsten Liegenschaften der Orco Germany in Berlin. Über Jahre schwelte ein Rechtsstreit, wem die Flächen in bester Innenstadtlage gehören. Es überlagerten sich Rechtsansprüche des Bundes mit denen des Karstadt- Quelle-Konzerns und den Erben der Kaufhausfamilie Wertheim. Im vergangenen Jahr sprach das Bundesverwaltungsgericht die Grundstücke letztinstanzlich der Jewish Claims Conference und damit den Erben zu. Diese wiederum verkauften an Orco für rund 16,5 Millionen Euro, umgerechnet etwa 750 Euro pro Quadratmeter.

Trotz der beträchtlichen Summe hatte die Konkurrenz ein Viertel mehr geboten. Orco machte das Rennen, „weil wir schneller zahlen konnten“, sagt Bormann weiter. Seine börsennotierte Gesellschaft – Tochter einer internationalen Entwicklungsgesellschaft mit Schwerpunkt in Tschechien, Ungarn, Polen und Russland –, will die Grundstücke nicht weiterverkaufen, sondern selbst bebauen, aber sich dabei Zeit lassen. „Wir sind keine Hasardeure“, so Bormann, „wir kennen die Stadt und den Standort genau und wissen, was sich rechnet.“

Mit der gleichen Einstellung geht er auch an das Haus Cumberland am Kurfürstendamm heran. Seit Jahren steht das denkmalgeschützte Ensemble mit seinen Innenhöfen leer. Immer wieder versuchten Projektentwickler, ein Hotel der Luxuskategorie dort einzurichten, unterstützt vom Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und dem Senat.

Doch diese Pläne möchte Orco nun nicht mehr weiter verfolgen. „Berlin hat genügend Hotels der Fünf-Sterne-Kategorie“, erklärt Bormann und sagt, was er sich stattdessen im Haus Cumberland vorstellt: „Eine Mischung aus Einzelhandel, Wohnen und Kultur.“ Klingt nüchterner, als es offenbar in seinen Vorstellungen ist: „Abends ist der Kurfürstendamm tot, da müssen wir etwas unternehmen.“ Ein Vergleich mit den Hackeschen Höfen taucht im Gespräch auf und, dass er bereits mit der Theaterfamilie Woelffer geredet hat, die mit ihren Bühnen im Ku’damm-Karree eine unsichere Zukunft hat.

Dass sich die Wünsche nach einem Luxushotel wahrscheinlich nicht mehr erfüllen werden, liegt auch an der Beschaffenheit des Gebäudes. Nur die Räume im Vorderhaus am Kurfürstendamm strahlen eine gewisse Grandezza aus. Nach hinten zur Lietzenburger Straße, werden die Räume einfacher und kleiner – für ein Hotel kaum nutzbar. Hinzu komme, so Bormann, dass die Statik des Gebäudes einen Umbau zum Hotel nicht mitmache. „Wir werden sehr stark in die Struktur des Gebäudes eingreifen müssen“, sagt Bormann und meint: Teilweiser Abriss, insbesondere an der Lietzenburger Straße, ist nicht ausgeschlossen. 38 Millionen Euro hat Orco für das Haus bezahlt und rechnet mit einer Investition von 110 bis 120 Millionen Euro.

Noch mehr Geld würde Orco in die Hand nehmen, um die GSG zu übernehmen – 400 Millionen Euro. Die Entscheidung steht noch nicht fest.

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