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Berlin: Der Monoplattenspieler steht still - Kreuzberger Szenekneipe "Konrad Tönz" im Clinch mit Anwohner

Kult für die einen, Qual für die anderen: Um die 70er-Jahre-Bar "Konrad Tönz" in der Falckensteinstraße 30 ist ein heftiger Streit entbrannt. Seit drei Jahren wird in den zwei wohnzimmerähnlichen Räumen mit Sofa, Flokatiteppich und Fototapete allabendlich Jazz, Beat, Soul und Easy Listening gespielt.

Kult für die einen, Qual für die anderen: Um die 70er-Jahre-Bar "Konrad Tönz" in der Falckensteinstraße 30 ist ein heftiger Streit entbrannt. Seit drei Jahren wird in den zwei wohnzimmerähnlichen Räumen mit Sofa, Flokatiteppich und Fototapete allabendlich Jazz, Beat, Soul und Easy Listening gespielt. Am Wochenende ist das "Konrad Tönz" besonders bei Hobby-Plattenauflegern angesagt: Dann dürfen sie mit ihren Plattensammlungen selbst ran an die zwei Monoplattenspieler.

Für die Anwohner ist die Bar schon seit Anfang an ein Ärgernis: "Früher war hier drin eine gemütliche Kiezkneipe, da haben die Leute friedlich ihr Bier getrunken und sind um eins nach Hause gegangen", sagt Walter Scheiffele, dessen Wohnung direkt über der Kneipe liegt. Nun aber werde bis spät in die Nacht hinein auch auf dem Gehweg Lärm gemacht, der die Mitbewohner nicht mehr schlafen lasse. Scheiffele: "Das ist eine ruhige Wohngegend, die Bar sollte sich lieber eine alte Fabriketage als Standort suchen." Tönz-Betreiber Horst-Ingo Kupfer versteht den Vorwurf nicht: "Wir haben im August extra eine Lärmschutzdecke eingebaut, und nach einem Hörtest in der Wohnung hat sich Herr Scheiffele auch zufrieden gezeigt." Er sei deshalb völlig überrascht gewesen, als vor drei Wochen als Reaktion auf eine Anwohner-Anzeige ein Brief des Wirtschaftsamtes Kreuzberg kam: Nun darf im "Konrad Tönz" die Musik nicht mehr vom Plattenteller kommen, sondern nur noch aus der Konserve, also von Cassette oder CD. Die Tönz-Macher hätten ihre Konzession als "Schankwirtschaft ohne Betriebseigentümlichkeit" überschritten und regelmäßig Musikaufführungen veranstaltet, das Wirtschaftsamt ermittle. Kupfer: "Ich sehe den Unterschied nicht, wir spielen nur Hintergrundmusik, auch wenn sie vom Plattenspieler kommt." Trotzdem will er jetzt eine Erweiterung der Konzession beantragen, "nur, damit es in Zukunft keinen Ärger mehr gibt". Schließlich hinge der Erfolg der Kneipe zum großen Teil von seinem Platten-Konzept ab.

Kupfers Problem: Für die erweiterte Konzession ist ein neues Gutachten nötig, wofür der Lärm in Scheiffeles Wohnung gemessen werden müsste - und der verweigere den Zutritt. Scheiffele: "Wir gehen zunächst zur Mieterberatung, wollen uns informieren. Die Konzessionserweiterung muss mit allen Mitteln verhindert werden." Erst einmal werden auf beiden Seiten die Rechtsanwälte zu tun bekommen - und im "Konrad Tönz" der CD-Player.

ulg

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