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Berlin: Der Nachwuchsmann

Markus Weise ist neuer Trainer der Hockey-Damen – bei der EM will er ins Halbfinale

Berlin. Markus Weise war nicht ganz unvorbereitet. Sein Vorgänger Peter Lemmen hatte am Telefon schon eine Andeutung gemacht. Es werde bald viel Arbeit auf ihn zukommen, hatte er gesagt. Wenig später wusste Weise, was gemeint war. Mitte Juli erklärte Lemmen seinen Rücktritt als Trainer der deutschen Hockey-Nationalmannschaft der Damen. Weise wurde sein Nachfolger. Der 40-Jährige hat sich gleich gedacht, „das wird ’ne Möglichkeit sein“. Genau genommen war es die nächstliegende Möglichkeit.

Der Mannheimer war zuvor Coach der U 21, und er kannte die meisten Spielerinnen bereits, weil er bei großen Turnieren als Assistent des Bundestrainers gearbeitet hatte. „Er besitzt sehr viel Ahnung von dem Sport“, sagt die Berlinerin Natascha Keller. Und Uschi Schmitz, Generalsekretärin des Deutschen Hockey-Bundes (DHB), wusste „schon lange, dass Markus Weise ein guter Trainer ist“.

Lemmens Rücktritt kam für den Verband recht überraschend. Die Nationalmannschaft hatte sich gerade erst wieder für die Champions Trophy der sechs weltbesten Teams qualifiziert. Der Bundestrainer hielt das wohl für einen guten Moment, um aufzuhören. Wäre das Team bei diesem Vorhaben gescheitert, wäre Lemmen wohl geblieben. Natascha Keller sagt, der frühere Bundestrainer habe zu einigen Spielerinnen keinen richtigen Draht gehabt, „aber das lag nicht nur an Peter“.

Bei Weise ist das anders. „Die Mannschaft ist begeistert, dass er das jetzt macht“, sagt Keller. Die Begeisterung macht sich auf dem Feld bemerkbar. „Ich will und kann nicht alles umkrempeln“, sagt Weise. Schließlich blieben ihm nur sechs Wochen, um das Team auf die heute beginnende Europameisterschaft in Barcelona vorzubereiten. Er habe sich daher auf Schwerpunkte beschränkt, Keller spricht von „Kleinigkeiten“.

In den vergangenen Jahren haben die deutschen Damen den Anschluss an die Weltspitze verloren. Bei Olympia 2000 wurden sie nur Siebte, trotzdem fuhr die Mannschaft vor einem Jahr mit dem Ziel zur Weltmeisterschaft, den Titel zu holen. Weise sagt, für dieses Ziel habe es keine Basis gegeben. Es reichte wieder nur zu Platz sieben.

Inzwischen hat der DHB eingesehen, dass die Rückkehr unter die Besten der Welt länger dauert als erhofft. „Es ist immer noch ein weiter Abstand“, sagt Generalsekretärin Schmitz. Statt großen Zielen verfolgt Weise eine Politik der kleinen Schritte. Der Bundestrainer sagt, er befinde sich mit der Mannschaft in einem Prozess, „um die Defizite aufzuarbeiten“. Die Topteams sind nicht nur athletisch weiter als die Deutschen, sondern auch psychisch. Bei der WM sei es ein Problem gewesen, „dass die Mannschaft nicht stabil war“, sagt Weise.

Umso erfreulicher sind die Zeichen, dass es langsam besser wird. Im Juli hat die Mannschaft ein Testspiel gegen Holland 0:4 verloren. Früher hätte das die Spielerinnen noch umgeworfen. Am nächsten Tag aber trat die Mannschaft gegen den gleichen Gegner an – und gewann 3:1. „Es ist was im Kommen“, sagt Weise. Bei der EM streben die Deutschen einen Platz im Halbfinale an. „Natürlich sind wir keine Favoriten“, sagt Keller.

Das Turnier entscheidet auch darüber, ob Weise Trainer bleibt. Bisher gilt sein Vertrag bis zum Ende der EM. Danach erst will sich der DHB mit der Personalie beschäftigen. Weise sagt, „erst wenn diese Neue-Besen- kehren-gut-Phase zu Ende ist, kann man ein differenziertes Urteil treffen“. Natascha Keller sieht das anders: „Wenn in Barcelona nicht die Krise hoch zehn passiert, wird es auf alle Fälle mit ihm weitergehen.“

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