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Zeugen gesucht. Joachim Korkhaus, ehemaliger BER-Projektleiter, sagte am Freitag im Untersuchungsausschuss aus. Foto: dpa

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Berlin: Der Plan vom Provisorium

Im BER-Untersuchungsausschuss erzählt der ehemalige Projektleiter, wie die Eröffnung 2012 hätte aussehen sollen: Tagsüber fliegen, nachts bauen.

Berlin - Für den BER-Untersuchungsausschuss ist klar: Die inzwischen abgelöste Geschäftsführung hat die Berichte an den Aufsichtsrat zum Bauzustand am neuen Flughafen „frisiert“, so dass sie dem Gremium geschönt vorgelegt worden sind. Nach einer gut sechsstündigen, zum Teil nicht öffentlichen Befragung des ehemaligen Projektleiters Joachim Korkhaus am Freitag gebe es Indizien, dass die vom Projektsteuerer WSP verfassten Berichte von der Geschäftsführung – Vorsitzender war Rainer Schwarz, für den Bau verantwortlich war Manfred Körtgen – „abgemildert“ worden seien, sagte der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto nach der Sitzung, wie es auch von anderen Mitgliedern des Gremiums bestätigt worden ist.

Für Schwarz kann das noch Folgen haben. Er will weiter sein Gehalt beziehen und hat eine Klage eingereicht. Nächster Termin vor dem Landgericht ist der 7. April. Den Rauswurf hat der Aufsichtsrat unter anderem mit unzureichenden Informationen durch Schwarz begründet.

Die Befragung von Korkhaus habe zudem gezeigt, dass die Flughafengesellschaft ihre externen Partner unzureichend kontrolliert habe, sagte der Ausschussvorsitzende Martin Delius (Piraten). Überprüfungen habe es nur nach Beschwerden gegeben. Nach Angaben von Jutta Matuschek (Linke) hat Korkhaus ausgesagt, Berichte nicht immer gelesen zu haben. Insgesamt habe es nach den bisherigen Erkenntnissen ein „Denkverbot“ für eine Eröffnungsabsage gegeben. Noch einen Tag vor der offiziellen Absage habe die Flughafengesellschaft versucht, eine Teilinbetriebnahme zu erreichen.

Nach Angaben von Korkhaus hat die Flughafengesellschaft schon 2009 erkannt, dass Pläne für den Ausbau fehlten und Firmen Leitungen ohne Unterlagen gelegt hätten. Wäre der Flughafen wie geplant am 3. Juni 2012 in Betrieb gegangen, dann nur als Provisorium. „Es war klar, dass nach der Eröffnung in Nachtarbeit sechs Monate gearbeitet werden musste“, sagte Korkhaus. So sollten Arbeiter nachts die Decken im Terminal öffnen und Kabel neu verlegen. Bis Weihnachten 2012 sollten sie so die Brandschutzanlage auf Vollautomatik umrüsten – bei laufenden Betrieb. Die Inbetriebnahme am 3. Juni 2012 war mit einer Teilautomatik geplant: Im Brandfall sollten Feuerwehrleute den Rauchabzug und die Sprinkler per Knopfdruck in Gang setzen, Türen sollten teils per Hand bedient werden – eine Idee der Architekten, nicht des Flughafens, wie Korkhaus betonte. Die Behörden akzeptierten diese Notlösung aber nicht.

Die RBB-„Abendschau“ berichtete am Freitag unter Berufung auf einen Controllingbericht an den Aufsichtsrat, dass die Kosten für den BER inzwischen auf 4,74 Milliarden Euro beziffert würden – 440 Millionen mehr als bisher offiziell bekannt. Klaus Kurpjuweit (mit dpa)

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