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Berlin: Der Präsident und die Sphinx

Köhler zeigte Mubarak, was er in Ägypten nicht sehen kann: Objekte aus einer versunkenen Stadt

„Stolz“ war das Wort des Morgens. Auch Bischof Anba Damian, Oberhaupt der Koptischen Kirche in Deutschland, bekannte sich dazu. Während Bundespräsident Horst Köhler dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak die schönsten Exponate der Ausstellung „Ägyptens versunkene Schätze“ zeigt, spricht der Bischof im Gefolge von der großen Verpflichtung, „diese Schätze zu bewahren, die zeigen wie viel Energie und Kreativität die Menschen entfalten können, wenn sie in Frieden leben“.

Auch der Intendant der Festspiele, Joachim Sartorius, betonte in seiner Rede, wie extrem glücklich und überaus stolz er sei, dass diese Ausstellung ihre Weltpremiere in Berlin feiere.

Mit riesigem Gefolge war Mubarak gekommen, um etwas zu sehen, was er in seiner Heimat nicht sehen kann: 500 Exponate aus dem Zeitraum 8. Jahrhundert v. Chr. bis 8. Jahrhundert nach Chr., das Beste aus insgesamt 11 000 Objekten, die der Unterwasser-Archäologe Franck Goddio in den letzten zehn Jahren vor Alexandria gefunden hat. Immer wieder stoppen die Präsidenten und ihre sommerlich gekleideten Frauen bei dem Rundgang vor Objekten, die als Sensation gelten. Da ist diese Stele, die beweist: Das untergegangene Heraklion war die legendäre Stadt Thonis, eine der größten Handelsmetropolen in der Mittelmeerregion, lange bevor Alexander der Große nach Ägypten kam.

Neben den Begriffen „Stolz“ und „Sensation“ kam in den Reden immer wieder auch die Dankbarkeit vor. Sartorius dankte dem ägyptischen Staat, dass er diese Exponate zur Ausstellung freigegeben hat und der Liechtensteiner Hilti- Stiftung, die die Kosten in unbekannter Höhe finanziert hat. Michael Hilti wiederum dankte allen Beteiligten für ihr großes Vertrauen und außerdem dem Zufall dafür, dass er ihn bei einem Lunch vor vielen Jahren mit dem Archäologen Franck Goddio zusammengeführt habe. Er sei ein Mann voller Leidenschaft und habe ihm eine neue faszinierende Welt eröffnet. Goddio wiederum dankte den Ägyptern, dass sie das alles ermöglicht haben und sprach über unvergessliche Momente, die einer erlebt, der eine versunkene und fast vergessene Metropole auf dem Meeresboden wiederfindet und zurückbringen darf ins Gedächtnis der Menschheit.

Neben dem Großartigen liegt das Profane. Das offizielle Programm fing etwas verspätet an, weil Mubarak kurz mit dem offenbar überladenen Lift stecken geblieben war. Das versetzte die Sicherheitsbeamten in Aufregung, denn angesichts der wunderbaren Gegenstände, die Menschen schon vor mehr als 2000 Jahren schufen, rechnet man nicht mit profanen Pannen. Rund 400 Gäste nutzten die Zeit vorab, um sich Exponate wie den Goldring in Form eines Öllämpchens, eine Badewanne aus rosa Granit und Pharaonenköpfe aus grauem und schwarzem Granit anzuschauen. Darunter waren viele Diplomaten, die spätere Schlangen lieber umgehen wollten. Gereon Sievernich, der Chef des Gropius-Baus, ist überzeugt, dass er mit dieser Ausstellung einen Jackpot gewonnen hat.

Den Präsidenten folgten neben ihren faszinierten Delegationen Ägypter aus allen Teilen des Landes. Auch Fouad Khalil, der seit 48 Jahren mit seiner deutschen Frau in Berlin lebt und 77-jährig immer noch als Ingenieur arbeitet, bekannte sich zu seinem Ägypten-Stolz. Gerüchte über den Schatz hatten ihm Taucher aus Alexandria schon vor langer Zeit erzählt. Dass dieser Schatz nicht nur gehoben würde, sondern ausgerechnet in seiner Wahlheimat erstmals leibhaftig zu sehen sein würde, damit hatte er freilich nicht gerechnet.

13. Mai bis 4. September täglich außer Di. 10 bis 20, Fr., Sa., So. bis 21 Uhr

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