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Der Simulant: Das Leben ist manchmal ziemlich irre

Ein Räuber stellt sich schuldunfähig und landet in der Psychiatrie. Doch die Taktik geht nicht auf, jetzt steht er wieder vor Gericht.

Der große Denker Peter Sloterdijk hat unlängst in einer Rede auf Parallelen zwischen dem realen Fall des Herrn zu Guttenberg und dem von Thomas Manns Hochstapler Felix Krull hingewiesen. Das kann man natürlich tun, obwohl doch zu bezweifeln ist, ob es dem ehemaligen Verteidigungsminister je gelungen wäre, sich – wie einst Krull – bei einer Musterung als verrückt und damit dienstuntauglich darzustellen. Insofern tut der Philosoph der Romanfigur wie auch ihrer Idealverkörperung Horst Buchholz in der Verfilmung von 1957 bitter unrecht, zumal, wie sich jetzt zeigt, kongeniale Krull-Kollegen ganz anderswo zu finden sind. Zunächst einmal in der Vergangenheit, 1906 in dem vom „Hauptmann“ besetzten Köpenicker Rathaus, und dann aktuell im Strafgericht Moabit. Dort ist es einem Räuber doch tatsächlich gelungen, sich als von Furien gejagt und damit völlig schuldunfähig zu präsentieren – oder, in der Sprache der Psychiatrie, als paranoider Psychot. Ein Pyrrhus-Sieg, wie er bald erkannte, und jetzt steht er doch noch mal vor Gericht. Wenn er wieder frei ist, sollte er beruflich vielleicht umsatteln – auf Schauspieler. (Seite 11)

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