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Berlin: Der stille Held versteckte verfolgte Juden in seiner Blindenwerkstatt am Hackeschen Markt

In der ehemaligen Blindenwerkstatt im zweiten Hinterhof der Rosenthalerstraße 39 im Bezirk Mitte hat ihr Besitzer Otto Weidt von 1941 bis 1943 vielen Juden in seiner Bürstenbinderei Arbeit und Unterschlupf geboten. An diesem Sonnabend wird vor dem Haus im Gedenken an Otto Weidt eine Bodenplatte enthüllt; Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wird sprechen, ebenso der Bezirksbürgermeister Joachim Zeller und Inge Deutschkron.

In der ehemaligen Blindenwerkstatt im zweiten Hinterhof der Rosenthalerstraße 39 im Bezirk Mitte hat ihr Besitzer Otto Weidt von 1941 bis 1943 vielen Juden in seiner Bürstenbinderei Arbeit und Unterschlupf geboten. An diesem Sonnabend wird vor dem Haus im Gedenken an Otto Weidt eine Bodenplatte enthüllt; Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wird sprechen, ebenso der Bezirksbürgermeister Joachim Zeller und Inge Deutschkron. Die Schriftstellerin, die in dieser Werkstatt im Büro gearbeitet hat, versucht, die Erinnerung an Weidt wachzuhalten. "Sie blieben im Schatten" heißt das Buch, in dem sie über diesen "stillen Helden" berichtete, der es ihr ermöglichte, im Versteck zu überleben.

Otto Weidt, 1883 in Rostock geboren, war überzeugter Pazifist. Die meisten der um die 30 Mitarbeiter waren taubstumme oder blinde Juden. Weidt konnte sie lange Zeit vor der Deportation bewahren, da sein Betrieb als "kriegswichtig" eingestuft worden war. Über Beziehungen konnte er vielen seiner Mitarbeiter gefälschte Papiere beschaffen - für Deutschkron etwa organisierte Weidt das Arbeitsbuch einer Prostituierten. Otto Weidt starb 1947; im israelischen Yad Vashem wird er als einer der Gerechten unter den Völkern geführt.

"Denk-mal" hieß das Seminar, dessen Teilnehmer nur durch einen Zufall auf die Spur des Bürstenfabrikanten gekommen waren. Nachdem der damalige israelische Botschafter Avi Primor und auf dessen Anregung auch Michael Naumann die Räume im Mai besuchten und sich beeindruckt zeigten, konnte die Ausstellung im Juni in die Hände des Berliner Anne-Frank-Zentrums übergeben werden, das sie kommissarisch bis zum Ende des Jahres betreuen wollte. Mittlerweile laufen Gespräche, die Ausstellung an das Jüdische Museum anzubinden und die Werkstatträume dauerhaft als Gedenkstätte zu erhalten.

Inge Deutschkron ist dankbar dafür, dass sie in ihrem Bemühen um Erinnerung Mitstreiter gefunden hat.Die Räume der Blindenwerkstatt sind bis zum Ende des Jahres an Wochenenden von 13 bis 19 Uhr zu besichtigen.

Alexander Pajevi¿c

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