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Berlin: Der Straßenfeger

Seit zehn Jahren singt Felix Meyer in Fußgängerzonen Jetzt tritt er mit seiner Band und eigenem Album im Admiralspalast auf

Am Montag kann man ihn im Admiralspalast sehen. Und schon einen Tag vorher, an diesem Sonntagnachmittag, unter freiem Himmel im Mauerpark, erst um zwei und dann noch mal um fünf. Wo genau, steht noch nicht fest, vielleicht im Schatten der kleinen Baumgruppe, auf halber Höhe zwischen Eingang Bernauer und dem Basketballkorb. Aber egal, man wird ihn schon finden, sagt Felix Meyer.

Damit kennt er sich aus: singen und gefunden werden. Denn eigentlich ist der 34-Jährige Straßenmusiker, seit zehn Jahren singt er schon in Fußgängerzonen, in Hamburg, Stuttgart, Heidelberg, Leipzig. In Berlin auch, hier ist er geboren, nur leider gibt es so wenige echte Fußgängerabschnitte, am Hackeschen Markt funktioniert es ganz gut, sagt Meyer. Eines Tages stand er in Lüneburg in der Großen Bäckerstraße, zwischen Parfümerie Douglas und dem Vodafone-Laden. Der Mann, der ihn ansprach, stellte sich als Peter Hoffmann vor. Ein Musikproduzent. War auch schon mit „Tokio Hotel“ erfolgreich.

Felix Meyer hat ein Album mit selbstgeschriebenen Songs aufgenommen. „Von Engeln und Schweinen“ heißt es, man bekommt es im Laden oder nach einem seiner Draußenkonzerte. Auf die will Meyer auch in Zukunft nicht verzichten. Weil er es mag, das Publikum auf Augenhöhe vor sich zu haben, ohne Distanz. „Der gemeine Popstar lebt davon, dass er abgehoben ist, dass er im Fernsehen stattfindet, dass Leute ihre Traumfantasien auf ihn projizieren können.“ Das alles will Felix Meyer nicht sein.

Manche Straßenmusiker begehen Fehler, sagt er. Weil sie sich lieber an den Rand einer Straße stellen, in eine geschützte Ecke, um möglichst nicht aufzufallen. Felix Meyer macht es genau andersherum, baut sich mit seiner Band immer schön in der Mitte auf, nimmt sich den Raum, der ihm zusteht. „Ich will keine Randerscheinung sein.“ Er hat ein Megafon dabei, das benutzt er als Trompetenersatz.

Kinder sind die ersten, die zu seiner Musik tanzen. Aber deren Eltern sind auch wichtig. Weil die entscheiden, ob sie stehen bleiben oder weitergehen, ob sie sich für ein paar Minuten oder auch länger aus ihrem Alltag herausreißen lassen. Und dann sind da: Liebespaare, Obdachlose, türkische Großfamilien. 85-jährige Damen, die nach dem letzten Lied vorstellig werden und Glück für die Zukunft wünschen. Meyer liebt das.

Die Ohrbooten haben in Berlin auch so angefangen. Und Maximilian Hecker mit seiner Gitarre, jedenfalls der Legende nach. Heute steht Hecker vor 10 000 Fans in Asien auf der Bühne.

Straßenmusiker respektieren sich untereinander, sagt Felix Meyer. Neulich in Hannover das Treffen mit Drehorgel- Heinrich, das war nett. Aber letztlich ist man doch froh, möglichst wenig Konkurrenz zu begegnen. Zum Glück gibt es reichlich Fußgängerzonen. In Westerland auf Sylt habe ein Zuhörer mal 100 Euro zugesteckt. Das passiere ihm in Berlin eher selten. Sebastian Leber

Das Konzert im Admiralspalast beginnt am Montag um 20 Uhr. Karten kosten fünf Euro, Infos gibt’s unter felixmeyer.eu.

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