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Berlin: Der Teltowkanal ist nach Jahrzehnten Sperrung ab heute ganz frei

Ein totes Gewässer wird lebendig: Nach fast 40-jähriger Sperrung ist ab heute auch das südliche Teilstück des Teltowkanals, zwischen Rudow und Treptow, wieder befahrbar. Mit einer Flottenparade wird die Wiedereröffnung gefeiert.

Ein totes Gewässer wird lebendig: Nach fast 40-jähriger Sperrung ist ab heute auch das südliche Teilstück des Teltowkanals, zwischen Rudow und Treptow, wieder befahrbar. Mit einer Flottenparade wird die Wiedereröffnung gefeiert. Historische Boote, Passagierschiffe, Frachter und Sportboote werden über die 2,5 Kilometer lange Strecke schippern. Um 11 Uhr soll an der Grünauer Brücke - am Kilometer 37,7 - symbolisch ein rotes Band durchschnitten werden. Genau an dieser Stelle gaben einst die so genannten Treidellokomotiven ihre Schleppkähne ab und übernahmen ihre neue Fracht Richtung Oder. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden auf diese Weise Lasten transportiert, erst danach bekamen die Binnenschiffe einen eigenen Antrieb. Der von 1900 bis 1906 gebaute 37,8 Kilometer lange Kanal hatte sich zu einer wichtigen Abkürzung auf dem Wasserweg zwischen Elbe und Oder entwickelt. Dabei sollte er ursprünglich nur der Entwässerung dienen, doch schnell siedelten sich in Britz, Tempelhof, Lankwitz, Lichterfelde Industrie und Gewerbe an. Die Orte gediehen gut am Kanal.

Damit war am 13. August 1961 Schluss. Die westliche Welt endete fortan am Kilometer 34,1 an der ehemaligen Wredebrücke. Die DDR errichtete nur wenige Meter vom Hafen Rudow-Ost entfernt ein riesiges Stahlgitter, das gut zwei Meter aus dem Wasser ragte. Zusätzlich versenkte man einen mit Steinen gefüllten Prahm und verhinderte damit weitgehend den Durchfluss. Aus der bislang durchgängigen Wasserstraße wurde ein Stichkanal. Die Strecke bis zum Kilometer 36,6, jenseits des Treptower Adlergestells, fiel in einen Dornröschenschlaf. Und der Abschnitt verkam in den folgenden Jahren immer mehr. Giftiger Schlamm setzte sich ab, den DDR-Betriebe einleiteten. Diese umweltschädigenden Spuren wurden inzwischen beseitigt. Seit 1995 hat die Umweltverwaltung 150 000 Kubikmeter hochbelasteten Schlamm ausbaggern lassen. Auch die Grenzsperren wurden herausgenommen und für eine bessere Sicht mussten Hunderte Bäume am Ufer entfernt werden. Anwohner und die Grüne Liga hatten sich allerdings über diese Aktion beschwert. Sie bezeichneten die Zerstörung des Biotops, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten am Kanal entwickelte, "als unzumutbaren Eingriff in die Natur". Der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes, Hartmut Brockelmann, versicherte indes, dass es Neupflanzungen geben wird. Entschlammung und Munitionsbergung des letzten Teilstücks kosteten 37 Millionen Mark. Darin beteiligt sich der Bund nur mit fünf Millionen Mark, weil das Stück Kanal 1990 als Bundeswasserstraße entwidmet worden war.

Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung werden zur Eröffnungsfeier erwartet. "Wir hoffen auch auf viele Schaulustige", sagt Brockelmann. Die Umweltschützer vom "Bund" wollen die Flottenparade mit einer "Aktion" auf der Massantebrücke empfangen. Der "Bund" ist gegen den Ausbau zu einer "Wasserautobahn" im Rahmen des Verkehrsprojektes 17.

Steffi Bey

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