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Berlin: Der Ticketverkauf für die Champions League-Spiele wird immer wieder unterbrochen: Fans rebellieren in den Vorverkaufsstellen

Galatasaray Istanbul, AC Mailand, FC Chelsea: Herthas Fußballer messen sich bald in der Champions League mit den Top-Teams Europas, doch beim Kartenvorverkauf beweist der Verein derzeit nicht einmal Bundesligareife. Das Karten-Chaos mit Computerabstürzen und stundenlangen Wartezeiten wird zur Provinzposse.

Galatasaray Istanbul, AC Mailand, FC Chelsea: Herthas Fußballer messen sich bald in der Champions League mit den Top-Teams Europas, doch beim Kartenvorverkauf beweist der Verein derzeit nicht einmal Bundesligareife. Das Karten-Chaos mit Computerabstürzen und stundenlangen Wartezeiten wird zur Provinzposse. Was sich an der Geschäftsstelle und den 17 weiteren Berliner Vorverkaufsstellen in den letzten Tagen abspielte, treibt Hertha-Fans an den Rand des Nervenzusammenbruchs.

Am Sonnabend begann der freie Verkauf der Tickets. Als der Zehlendorfer Markus Jütte früh zum Fanshop "Alte Herthaner" in die Kaiser-Wilhelm-Passage in Schöneberg kam, "war die Schlange gar nicht so lang". Nach zwei Stunden aber war er der Kasse noch immer nur um Zentimeter näher gerückt, ging zwischendurch einkaufen und versuchte sein Glück später erneut - diesmal an der Theaterkasse Zehlendorf am Teltower Damm. Dort war das Computersystem zusammengebrochen, Jütte wurde auf Montag vertröstet. Gestern harrte der 36jährige erneut zwei Stunden in Schöneberg aus, dann waren die sechs Personen vor ihm abgefertigt, und er hatte die Tickets, "für Chelsea schlechte, für Milan teure, aber wenigstens hat es überhaupt geklappt."

Wenn Champions-League-Euphorie auf Computer-Chaos trifft, dann bedeutet das Wartezeiten von bis zu vier Stunden - ohne Garantie auf Erfolg. Die Mitarbeiter der Vorverkaufsstellen müssen sich bei jedem Kunden erneut in den Hertha-Zentralrechner einloggen. Weil der Ansturm auf den Rechner so riesig war, stürzten die Computer serienweise ab, mancherorts wurde der Verkauf eingestellt, anderswo zumindest unterbrochen. "Es ist katastrophal, es kann nicht sein, dass wir bei der heutigen Technik stundenlang anstehen müssen", meckerte Hertha-Fan Wolfgang Wieck gestern Nachmittag an der Hertha-Geschäftsstelle.

Die einzigen, an denen das Chaos fast spurlos vorüberging, waren die Hertha-Verantwortlichen. Dass es Probleme bei der Datenverarbeitung gebe, räumte Geschäftsstellen-Leiter Matthias Huber zwar ein, fand das angesichts der riesigen Datenmengen aber nicht allzu erstaunlich. "Es dauert länger, weil eben mehr Leute anstehen." Dass zahlreiche Computer abstürzten, sei ihm neu. Nachmittags gingen allerdings auch am Fenster des Geschäftsstellen-Vorverkaufs die Rolläden vorübergehend runter. Der Schalter wurde wegen Überlastung des Hertha-Computers geschlossen.

Margarethe Jedamski von der Theaterkasse bei Wertheim am Kudamm war "sauer auf die Computer und sauer auf Hertha, weil das System nicht funktioniert. Wenn die Kunden nicht so lieb und nett wären, gäbe es hier ein Drama." Matthias Huber konterte: "Frau Jedamski beschwert sich seit zwei Jahren." Einige Schlangesteher hoffen derweil schon, "dass Hertha bloß nicht in die nächste Runde kommt".

Helen Ruwald

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