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Berlin: Der Todesursache auf der Spur

Kassenärzte richten einen neuen Leichenschaudienst ein

Die Todesursachen bei Verstorbenen sollen künftig genauer untersucht werden. In der Vergangenheit hatten Polizei und Gerichtsmediziner immer wieder beklagt, dass in der Leichenschau unerfahrene Haus- und Bereitschaftsärzte eine Leiche oft nur oberflächlich begutachteten. Die Berliner Kassenärztliche Vereinigung (KV) baut derzeit einen eigenen Leichenschaudienst auf, zu dem insgesamt 150 Ärzte gehören werden. Diese sollen im Schichtdienst rund um die Uhr Totenscheine ausstellen.

Damit will die KV zum einen die Bereitschaftsärzte von dieser zeitraubenden Aufgabe entlasten. Zum anderen hofft man, auf diesem Weg das Risiko zu vermindern, dass die Ärzte Hinweise auf einen gewaltsamen Tod übersehen. Genauso viele Mordfälle, wie aufgeklärt würden, blieben deshalb unerkannt, schätzen Experten. Unter anderem aus diesem Grund hat der Senat ein neues Bestattungsgesetz auf den Weg gebracht. Es enthält unter anderem strengere Strafen für Ärzte, die die Leichenschau nur ungenügend durchführen.

Im neuen Dienst der KV stehen rund um die Uhr jeweils zwei erfahrene Mediziner für die Leichenschau bereit. „Jeden Tag werden die KV-Bereitschaftsärzte in Berlin zu zehn Verstorbenen gerufen, um einen Totenschein auszustellen“, sagt KV-Sprecherin Annette Kurth. Dies soll in wenigen Wochen der Leichenschaudienst übernehmen, sobald die dafür nötigen Ärzte gefunden sind. Bisher haben sich 50 Mediziner für den Dienst gemeldet, sagt Kurth.

Die Leichenschau ist ein sehr zeitaufwändiges Prozedere, das im Schnitt 45 Minuten dauert. So muss der Arzt, der den Totenschein ausstellt, eigentlich die Leiche im entkleideten Zustand genau untersuchen, und das von allen Seiten. Dazu gehört auch, Körperhöhlen auszuleuchten. Doch bisher werde der Verstorbene zu häufig nur kurz von Ferne angeschaut, sagen Insider. Zum Beispiel, weil die Zeit für den Bereitschaftsarzt knapp ist. Die Ärzte des Leichenschaudienstes dagegen sind nur dafür da. „Wenn der zeitliche Druck nicht mehr da ist, gleich zum nächsten Notfall gerufen zu werden, dann passieren auch weniger Fehler“, sagt KV-Sprecherin Kurth. Außerdem entwickeln die Ärzte auch die entsprechenden Erfahrungen. Prinzipiell sei aber jeder Arzt verpflichtet und in der Lage, eine Leichenschau durchzuführen.

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