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Berlin: Der Traum der Freiheit

Das Aus für den Flughafen Tempelhof wird finanziell begründet, emotional ist es schwer zu akzeptieren

Auf ein „Rückflugticket“ darf man diesmal wohl nicht mehr hoffen. Das Aus für den Flughafen Tempelhof am 30. Oktober ist beschlossen, und mag es auch noch einige vor allem juristische Turbulenzen geben – ändern dürfte sich kaum noch etwas. 15 Millionen Euro Verlust pro Jahr, den die Flughafengesellschaft gegen den alten Zentralflughafen vorbringt, sind gerade in diesen kritischen Zeiten kein Pappenstiel – obwohl es weiterhin Kritiker des Beschlusses gibt, die dahinter bewusste Schlechtrechnerei vermuten.

Einem dürfte die Schließung von Tempelhof aber späte Genugtuung geben, musste er doch dort sein größtes berufliches Debakel erleben: C.R. MacNamara, Leiter der Berliner CocaCola-Filiale, hatte aus einem firmeneigenen Automaten – „Eins, zwei, drei“ – ausgerechnet eine Pepsi gezogen. Ein für die anstehende Schließung nur scheinbar unwichtiges Detail, gehört es doch zu den unzähligen Geschichten, Anekdoten, Erinnerungen, die sich besonders für die West-Berliner mit dem Flughafen Tempelhof verbinden und ihn zu einem fast mythischen Ort erheben, der für die eigene Identität eine kaum zu überschätzende Bedeutung hat. Zentralflughafen Tempelhof – das war nicht etwa nur ein in der Bedeutung ohnehin stark geschrumpfter Verkehrsknotenpunkt. Viel mehr war er Synonym für Fernweh, Frieden, Freiheit; für eine frühe, nur hier noch erlebbare Form des Reisens, ein Stück quicklebendiger Vergangenheit; sodann für die Schokoladentäfelchen, die „Rosinenbomber“-Piloten wie Gail Halverson an Fallschirmen auf die Berliner Gören herabsegeln ließen; und nicht zuletzt für die Tage der offenen Tür, bei denen die Amerikaner zwar auch ihr Fluggerät vorführten, aber das eigentlich Lockende war doch etwas ganz anderes: ihr verführerischer Way of Life. ac

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