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Berlin: Der U-Bahnhof wird zur Tropfsteinhöhle

30 Kilometer des Netzes sind undicht und müssen saniert werden

Die BVG hat schwere Dachschäden. Der jetzige Dauerregen zeigt die Folgen: In vielen U-Bahnhöfen regnet es durch. Der Bahnhof Wittenbergplatz entwickelt sich bereits zu einer kleinen Tropfsteinhöhle. Mini-Stalaktiten hängen schon unter der Decke. Undicht sind aber auch die Tunnel. Rund 30 Kilometer müssen in den nächsten Jahren saniert werden, um eine Einsturzgefahr zu vermeiden. Betroffen sind vor allem die Linien U 1 und U 2. Rund 10 Millionen Euro müsste die BVG jährlich dafür ausgeben.

Besonders kritisch ist die Lage zwischen den Stationen Breitenbachplatz und Podbielskiallee an der U 1 in Dahlem. Wenn’s regnet, benötigen die Mitarbeiter, die in der Abstellanlage unterwegs sind, eigentlich einen Regenschirm. „Das Wasser kommt praktisch eins zu eins von oben durch bis auf die Gleise“, sagte Uwe Kutscher, der Bauchef der BVG. Züge werden dort im Tunnel klatschnass. Ab Herbst sollen sie wieder trocken bleiben. Dann wird saniert, was mit einer Streckensperrung verbunden ist.

Zum Abdichten muss die Tunneldecke freigelegt werden. Fährt die U-Bahn unter einer Straße, sind auch Sperrungen für den Autoverkehr erforderlich. Um 200 Meter Tunnel sanieren zu können, seien etwa zwei bis drei Monate Bauzeit erforderlich, sagte Kutscher.

Die Tunnel aus der Anfangszeit der U-Bahn liegen fast alle dicht unter der Straßenoberfläche. Die U-Bahn, ohnehin zum größten Teil 1902 als Hochbahn eröffnet, fährt auf diesen Strecken als so genannte Unterpflasterbahn. Das hat für die BVG den Vorteil, dass bis zur Tunneldecke nicht weit gegraben werden muss, dafür werden die Anlagen aber auch schneller beschädigt. Denn nicht nur die Jahre haben den Anlagen zugesetzt; auch bei Bauarbeiten, etwa für Leitungen, sind die Decken nach Kutschers Angaben oft beschädigt worden. Und auch die Kriegsschäden seien noch nicht alle vollkommen beseitigt.

Das eindringende Wasser beschädigt auf Dauer den Beton und die Stahlträger. Eine aktuelle Gefährdung gebe es aber an keiner Stelle im Netz, so Kutscher. Die BVG habe die Schäden längst komplett erfasst und in verschiedene Kategorien eingeteilt. Saniert werde zuerst dort, wo die Schäden am größten sind. Deshalb gebe es keine Sanierung „am Stück“.

Gearbeitet wird dabei in Zukunft von oben nach unten. Erst lässt die BVG die Decken abdichten, dann werden die Bahnhöfe verschönert. In der Vergangenheit war die Reihenfolge oft umgekehrt. An frisch gestrichenen Stationen wie Bernauer Straße an der U 6 oder Hohenzollernplatz an der U 1 ließ das eindringende Regenwasser dann schnell wieder die Farbe an der Decke abplatzen.

Geld für die Sanierung treibt der Senat vor allem durch den Verzicht auf Neubauten auf. In den nächsten Jahren müsse man sich auf die Instandsetzung der vorhandenen Anlagen konzentrieren, betont Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), der deshalb den Bau der Straßenbahngleise vom Prenzlauer Tor zum Alexanderplatz gestoppt hat. Nach wie vor gewährt der Bund aber die meisten Zuschüsse nur für Neubaustrecken. Doch mehr als einen Kilometer pro Jahr kann die BVG derzeit ohnehin nicht sanieren. So können auch die Stalaktiten weiter wachsen – und vielleicht sogar zu einer Touristenattraktion werden. Welche Stadt kann dies schließlich sonst noch bieten?

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