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Berlin: Deutlich mehr schwere Unfälle mit Fußgängern im letzten Jahr

Mangelnder Respekt vor roten Ampeln aber auch Unachtsamkeit der Autofahrer sind die UrsachenJörn Hasselmann Auf Berliner Straßen starben im vergangenen Jahr deutlich mehr Fußgänger als im Jahr zuvor. 1999 wurden 47 Fußgänger Opfer von Verkehrsunfällen, 14 mehr als 1998.

Mangelnder Respekt vor roten Ampeln aber auch Unachtsamkeit der Autofahrer sind die UrsachenJörn Hasselmann

Auf Berliner Straßen starben im vergangenen Jahr deutlich mehr Fußgänger als im Jahr zuvor. 1999 wurden 47 Fußgänger Opfer von Verkehrsunfällen, 14 mehr als 1998. Die Experten der Polizei suchen jetzt nach den Ursachen. Um die Entwicklung genauer zu analysieren, wurden sogar neue Computer angeschafft. Zwei Hauptgründe sind bei den Unfällen, in die Fußgänger verwickelt waren, bereits zu erkennen: Viele Fußgänger liefen abrupt und ohne zu schauen oder bei rotem Ampellicht auf die Straße. Doch auch die Unachtsamkeit der Autofahrer führt immer wieder zu schweren Unfällen mit Fußgängern.

Eine typische Meldung aus dem Polizeibericht vom 15. Dezember: "Ohne auf den Verkehr zu achten, überquerte ein betrunkener 37-jähriger Fußgänger die Wilhelminenhofstraße." Allerdings stieg auch die Zahl der Fälle, in denen Autofahrer den Vorrang von Passanten missachteten. Auch insgesamt ist die Zahl der tödlichen Unfälle im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. 1999 starben 103 Menschen im Straßenverkehr, 18 mehr als im Jahr zuvor. Erstmals seit Jahrzehnten ist diese Zahl höher als im Vorjahr. Berlin schnitt schlechter ab als der Durchschnitt: In Deutschland sank die Zahl der Toten von 7792 auf 7700. Die Zahl der Verletzten stieg im vergangenen Jahr um etwa 1000. Neben den Fußgängern ist die Zahl der getöteten Motorradfahrer auffällig. Sie verdoppelte sich von 9 auf 20. Die Zahl der getöteten Radfahrer ging dagegen um fünf auf 13 zurück. Die Zahl der auf den Straßen getöteten Kinder blieb mit sechs konstant.

Überhöhtes Tempo ist für rund ein Drittel aller tödlichen Unfälle ursächlich, hieß es bei der Polizei - Rasen ist also weiterhin in Berlin und Brandenburg die wichtigste Ursache. Im Nachbarland wurden zur Warnung nun Plakate mit der typischen Unfallursache aufgehängt: "Zwei Bier, Zwei Korn, 70 km/h".

Bei den Motorradfahrern vermutet die Polizei neben den drei bekannten Hauptunfallursachen - ungenügender Sicherheitsabstand, Fehler beim Spurwechsel, nicht gewährte Vorfahrt - noch einen anderen Grund. Denn durch die Änderung des Führerscheinrechts dürfen nun auch Autofahrer ohne zusätzliche Schulung kleinere Motorräder fahren. Wie im Vorjahr war auch 1999 wieder der Donnerstag der gefährlichste Tag für Motorradfahrer.

Bemerkenswert ist, dass die Zahl der tödlich verletzten Radfahrer von 18 auf 13 zurückging. Die Änderung der Straßenverkehrordnung, nach der Radler nicht mehr zwangsläufig den Radweg benutzen müssen und zudem in 180 Einbahnstraßen entgegen der Richtung fahren dürfen, scheint sich positiv ausgewirkt haben. Wie berichtet, muss gut die Hälfte der 850 Kilometer Radweg in Berlin nicht mehr benutzt werden. Die Pflicht gilt seit dem 1. Oktober 1998 nur noch, wenn das blaue Radwegschild aufgestellt ist. Radfahrerverbände hatten jahrelang für diese Änderung gekämpft. Auch der Leiter der Straßenverkehrsbehörde, Wolfgang Friese, freut sich über die positive Entwicklung bei Radunfällen. Friese hatte sich 1998 stark für diese Erleichterungen für Radler engagiert: "Runter vom Gehweg, rauf auf die Straße." Die Unfallentwicklung kommentierte Friese gestern so: "Das musste einfach so kommen." Natürlich sei das noch nicht statistisch zu erfassen, doch der Trend stimme froh. Kein einziger Unfall sei bislang gemeldet worden, weil ein Radler entgegen der Einbahnstraße fuhr.

Denn Radwege gelten als besonders gefährlich, weil Autofahrer ihn häufig nicht einsehen können, und beim Rechtsabbiegen dann die Zweiräder erfassen. Allerdings ist diese Änderung der StVO vielen Autofahrern noch unbekannt, häufig werden Radler noch angehupt, wenn sie auf der Straße fahren. Der Autor wurde im Dezember zwei Mal von der Polizei angehalten, mit dem Hinweis, mit dem Hinweis doch bitteschön auf dem Radweg zu fahren. In beiden Fällen irrten die Beamten.

Auch die Zahl aller Unfälle ist im abgelaufenen Jahr gestiegen. Wenn sich der Trend der ersten neun Monate mit 111 612 Unfällen - plus acht Prozent - fortgesetzt hat, krachte es 1999 etwa 153 000 Mal in Berlin.

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