zum Hauptinhalt
Berlins Grundschulen leiden unter einem erheblichen Lehrermangel. Vor allem in Sprachen und Mathematik werden deshalb viele Unterrichtsstunden nicht von Fachlehrern erteilt.

© dpa

Lehrermangel in Berlin: Deutsch-Sprachförderung an Grundschulen kommt zu kurz

Lehrermangel in Berlin: In Mathematik bestreiten Fachkräfte an den Grundschulen lediglich 60 Prozent der Stunden, in der Deutsch-Sprachförderung sogar nur ein Fünftel. Auch andere Fächer sind betroffen. Schlusslicht ist Neukölln.

An Berlins Grundschulen fehlen Fachlehrer. Am stärksten betroffen ist die Deutsch-Sprachförderung: Hier kann nur ein Fünftel der Stunden von einer dafür ausgebildeten Lehrkraft unterrichtet werden. In Mathematik liegt die Quote bei unter 60 Prozent, was bedeutet, dass nur 20.000 von 35.300 Wochenstunden von Fachlehrern unterrichtet werden. Dies geht aus der Antwort des Senats auf die parlamentarische Anfrage der grünen Bildungsexpertin Stefanie Remlinger hervor.

Besonders eklatant ist die Situation in Neukölln: Hier gibt es nur in 17 Prozent des Sprachunterrichts eine Fachkraft. Der Bezirk ist damit Berliner Schlusslicht, obwohl er als Brennpunktbezirk einen besonders hohen Bedarf hätte. Zum Vergleich: In Kreuzberg-Friedrichshain liegt die Quote bei 48 Prozent.

Auch in anderen Fächern gibt es erheblichen Mangel. So reichen die Musiklehrer nur für 70 Prozent der Stunden aus. In Türkisch liegt die Quote bei 74 Prozent. Dies dürfte sich negativ auf die muttersprachliche Alphabetisierung auswirken, die an einzelnen Grundschulen angeboten wird. Noch dramatischer ist die Situation bei den Sonderpädagogen: Sie können nur ein Drittel des Bedarfs abdecken.

Englisch nur zu 68 Prozent fachgerecht unterrichtet

Die Zahlen zeigen, wie viel Fachunterricht stattfinden könnte, wenn alle vorhandenen Lehrer tatsächlich in ihren Fächern eingesetzt würden. Das ist aus organisatorischen Gründen oft nicht der Fall. So wurde zum Beispiel Englisch im vergangenen Jahr nur zu 68 Prozent fachgerecht unterrichtet, obwohl es ausreichend Englischlehrer gegeben hätte. Eine mögliche Erklärung ist, dass sie überdurchschnittlich häufig in ihrem Zweitfach eingesetzt wurden.

Angesichts der aktuellen Zahlen forderte Remlinger den Senat am Freitag auf, eine Werbekampagne speziell für Grundschullehrer zu starten. Dieser Berufszweig müsse attraktiver gestaltet werden. Bisher müssen sie mehr unterrichten und verdienen weniger als die Lehrer von Sekundarschulen und Gymnasien.

Die Bildungsverwaltung versucht, den Mangel abzumildern, indem sie berufsbegleitende Fort- und Weiterbildungen anbietet. Neuerdings müssen sich alle Grundschullehrer auch in den Fächern Mathematik und Deutsch ausbilden lassen. Im kommenden Schuljahr dürfte sich die Lage in Mangelfächern weiter zuspitzen, weil viele Pädagogen in Pension gehen. Die Bildungsverwaltung lädt im Mai wieder zum „Berlintag“, um Lehrer aus anderen Bundesländern anzulocken. Es werden rund neue 2000 Lehrer gebraucht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false