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Berlin: Deutsche Bahn: Die große Wut auf Mehdorn

Wenn Lautstärke ein Gradmesser für Wut ist, dann ist die Wut der Eisenbahner ziemlich groß. Ohrenbetäubend dröhnten gestern Mittag vor der Konzernzentrale am Potsdamer Platz die Pressluftfanaren, heulten die Sirenen und gellten die "Mehdorn raus"-Rufe.

Wenn Lautstärke ein Gradmesser für Wut ist, dann ist die Wut der Eisenbahner ziemlich groß. Ohrenbetäubend dröhnten gestern Mittag vor der Konzernzentrale am Potsdamer Platz die Pressluftfanaren, heulten die Sirenen und gellten die "Mehdorn raus"-Rufe. Etwa 2000 Arbeiter und Angestellte der von der Schließung bedrohten Instandsetzungswerke waren nach Berlin gekommen, um ihren Protest direkt bei Bahnchef Mehdorn kundzutun.

Der ließ sich natürlich nicht blicken, was die Lautstärke sicher noch um einige Dezibel steigerte. Zu Beginn waren vereinzelt Eier und Äpfel auf die von einer Polizeihundertschaft gesicherte Bahn-Zentrale geworfen worden, dann griff Gewerkschaftschef Norbert Hansen zum Mikrofon. Jeder seiner feurigen Sätze an die Konzernspitze wurde bejubelt. "Die haben ja keine Ahnung von der Eisenbahn!", "Wir lassen uns nicht mehr von Worten einlullen!", "Geben Sie das unsägliche Konzept sofort zurück!"

6000 schwarze Luftballons sollten die 6000 Arbeitsplätze symbolisieren, die durch die Schließung von acht Werken in mehreren Bundesländern (Berlin ist nicht betroffen) entfallen. Derzeit hat die Bahn 18 große Instandhaltungswerke mit 11 000 Beschäftigten; zehn sollen künftig ausreichen, sagt die Bahn.

Denn die Loks und Waggons seien moderner und wartungsärmer geworden. Fast alle der 630 Männer und Frauen aus dem Nürnberger ICE-Wartungswerk waren gestern um 5.27 Uhr in Nürnberg in den Zug gestiegen und geschlossen zum Glaspalast der Bahn am Potsdamer Platz gekommen. "Die Stimmung ist ganz unten", sagte einer. Er hat seit 37 Jahren bei der Bahn gearbeitet, "jetzt ist der Tiefpunkt da", sagte der Werkzeugmacher Alfred Scheuerbrand.

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