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Wer streitet, zieht gern vor Gericht.

© dpa/Uli Deck

Deutscher Streitatlas: Weiterwüten, Berlinerinnen und Berliner!

Auch für Zank und Wut gibt es eine Statistik: Den deutschen Streitatlas. Und Berlin liegt gut im Rennen. Unser Kolumnist analysiert die diesjährige Ausgabe.

Den deutschen Wutbürger gibt es längst in zahlreichen Varianten. Klassisch als Knallkopf am Gartenzaun oder röhrenden Auspuffhirsch, aber auch modern in seinen politisch motivierten Varianten, die vom Juchtenkäfer bis in die Pegida-Ecke reichen – Hauptsache Wut. Wut im Rechtsstaat allerdings verpufft häufig nicht folgenlos, sondern schwappt als Welle vor Gericht. Ist da nun auch immer mehr los?

Endlich gibt es dafür eine Statistik, ach was: einen Atlas. Den Streitatlas. Der Rechtsschutzversicherer Advocard hat ihn uns jetzt höchst uneigennützig vorgelegt, und das Ergebnis muss uns Berliner nicht überraschen. Wir sind es bekanntlich gewohnt, das unser schönes Städtchen auf den Karten aller Negativ-Analysen immer der feuerrot glühende Punkt ist, das international verständliche Symbol für: „Schon wieder die Arschkarte“.

So auch hier. Berlin, so lesen wir, liegt als Bundesland mit 31,2 juristischen Streitfällen pro 100 Einwohner deutlich vorn; nur unter den Städten treiben es die Leipziger mit 33,2 noch ein wenig bunter. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 25,1 Fällen pro hundert Einwohner, Tendenz praktisch überall steigend. Worum geht es? 40 Prozent aller Auseinandersetzungen betreffen das Privatleben von der vergeigten Pauschalreise bis zum Hundegebell, dann folgen Straßenverkehr, Arbeit, Wohnen und Behördenärger.

Im Straßenverkehr zankt eher der Mann

Auch für Genderforscherinnen fällt was ab: Zwei Drittel all dieser Klagen werden von Männern angestrengt, der Rest von Frauen; weitere Geschlechter wurden nicht erhoben. Im Straßenverkehr zankt eher der Mann, beim Thema Wohnen eher die Frau, und die prozessrelevanteste Zielgruppe reicht von 46 bis 55 Jahren, allerdings mit Tendenz zur Verjüngung. Immer mehr Streitigkeiten ziehen sich länger als ein Jahr hin, immer mehr sind aber auch in drei Monaten erledigt (sicher nicht in Berlin).

Gut, dass das jetzt geklärt ist. Berlinerinnen und Berliner: Weiterwüten!

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