zum Hauptinhalt

Berlin: „Deutschland ist nicht kinderfreundlich“ HEIDE SIMONIS (63)

Na sicher, Deutschland wird älter, die Alterspyramide verformt sich in ungünstiger Weise – und in diesem Land läuft es mal wieder ab wie immer: Das Geschrei ist groß. Hätte man uns das nicht früher sagen können?

Na sicher, Deutschland wird älter, die Alterspyramide verformt sich in ungünstiger Weise – und in diesem Land läuft es mal wieder ab wie immer: Das Geschrei ist groß. Hätte man uns das nicht früher sagen können? In der Tat: Man hätte. Nun ist der allenthalben zu spürende Alarmismus schon berechtigt, denn eine Gesellschaft, in der es immer weniger Kinder und junge Leute gibt, wird eine vorsichtige, eine konservative Gesellschaft – eine Gesellschaft, die dazu neigt, die wichtigen Veränderungen nicht ernst genug anzupacken. Ich bin der Ansicht, dass ein Staat in bestimmtem Maße Steuerungsmöglichkeiten hat, sich selbst jung zu halten. Anders hätten es Länder wie Belgien, Frankreich oder die skandinavischen Staaten gar nicht geschafft, ihre Gesellschaften einigermaßen ins Gleichgewicht zu bringen. Wir hier oben in Schleswig-Holstein sind ja schon ziemlich nah dran an Skandinavien, da fällt womöglich der Blick über die Grenze leichter.

Wenn man sieht, wie dort die Kosten für die Sozialsysteme über die Steuern, zum Teil auch über die Mehrwertsteuer finanziert werden, dann erspart man sich so manche überflüssige Diskussion, die sich um das Thema Gerechtigkeit rankt.

Ich selber habe keine Kinder. Das war keine bewusste Entscheidung. Irgendwie stand immer etwas anderes gerade dagegen, erst mein Eintritt in die Politik, dann die Habilitation meines Mannes, und irgendwann war dann auch die biologische Uhr abgelaufen. Ich glaube aber trotzdem zu wissen, dass Deutschland nicht gerade ein kinderfreundliches Land ist. Wenn ich sehe, wie manche Familien von morgens um 5 Uhr an durch den Tag hetzen müssen, um alles einigermaßen auf die Reihe zu kriegen, dann kann etwas in der Organisation unseres Alltags nicht stimmen. Es wäre schon schön, die Unternehmen würden hier und da etwas mehr Rücksicht nehmen.

BERUF

Vorsitzende des Kinderhilfswerks Unicef, ehrenamtlich, Ministerpräsidentin a. D.

LEBT IN

Kiel

FAMILIE

zwei Schwestern, verheiratet, keine Kinder

RENTENEINTRITT

2005

ALTERSVORSORGE

Beamtenpension

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false