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Die 100 schönsten DJs: Nichts als Lieblingslieder im Festsaal Kreuzberg

Die allerallerschönsten 100 DJs der Stadt legen heute in Kreuzberg auf. Der Witz daran: jeder darf nur einen Song spielen. Mit dabei sind die Electro-Proll-Rapper Die Atzen, Techno-Pionier Mijk van Dijk und Jennifer Rostock.

Nur mal kurz für eine Zigarette vor die Tür gehen und schon könnte der Lieblings–DJ verpasst sein. Denn am heutigen Sonnabend spielen die Musiker im Festsaal Kreuzberg vermutlich die kürzeste Show ihres Lebens. 100 DJs sollen hintereinander auflegen, angesagte Electrotunes, Rock-Klassiker und trashigen Pop. Das Besondere: jeder von ihnen spielt nur einen Song, den Lieblingssong. Dann ist der Nächste dran. Mit dabei sind die Elektro-Proll-Rapper Die Atzen, Jennifer Rostock, Techno-Pionier Mijk van Dijk, Egotronic, Palina Rojinski, oder Laing, die gerade erst beim Bundesvision Song Contest angetreten sind. Sie alle sind dann „Die 100 allerallerschönsten DJs der Stadt“, wie die Party heißt.

Stehen dann alles Models hinter den Plattentellern oder geht’s eher um innere Schönheit? „Alles nicht so ernst gemeint“sagt Veranstalter Pierre Türkowsky von der Agentur „Mit Vergnügen“. „Das ist kein DJ-Battle, einfach ein lustiges Zusammensein und gemeinsames Ausrasten.“ Deshalb seien die Akteure eben auch die schönsten und nicht die besten DJs der Stadt. Die Musiker legen aber nicht die Songs auf, für die sie sonst in den Clubs gebucht werden, sondern was ihnen am besten gefällt. „Man kann davon ausgehen, dass die Leute an diesem Abend nicht das spielen, was sie sonst auflegen“, sagt Türkowsky. „Es ist ein Stück Musik, das man so von mir nicht erwarten würde“, sagt auch Oliver Koletzki. Mehr wollte er nicht verraten. Statt der üblichen Electro- und House-Tracks könnte der DJ vom Berliner Label „Stil vor Talent“ dann beispielsweise einen Song der Grunge-Rocker von Nirvana spielen. „Ich finde das Motto der Party super und fühle mich geschmeichelt, dass ich zu den 100 hübschesten DJs der Welt gezählt werde“, sagt Koletzki mit einem Augenzwinkern. Na, dabei ist doch auf dem Plakat nur von den schönsten DJs Berlins die Rede.

Zwei Mal gab es die Party bereits (erst waren es die schönsten, dann die allerschönsten DJs der Stadt). „Da war alles dabei von Rap, Rock, Minimal und Schlager“, sagt Türkowsky. Die Clubgänger tanzten sogar auf ein Kinderlied. An den Plattenspielern standen bekannte Gesichter wie der Berliner Rapper Marteria, die Moderatorin Sarah Kuttner und Shootingstar Joko Winterscheidt. Was die DJs aus der Plattenkiste holen, wissen nicht einmal die Veranstalter. Es gibt nur eine Vorgabe: die Songs dürfen nicht länger als vier Minuten sein. Das Gute daran: gefällt einem ein musikalisches Genre mal nicht, läuft nach ein paar Minuten schon etwas völlig Neues. Electrofans gehen dann bei Madonna ein Bier holen und sind danach zum Modeselektor-Remix wieder auf der Tanzfläche. „Erstaunlich, wie gut manche Songs auf einer vollen Party funktionieren“, sagt Türkowsky und meint Lieder wie von Madonna oder Nirvana, die aus Clubs eigentlich längst verschwunden sind. Und so wird die Party für viele auch eine kurzer Abstecher in die eigene musikalische Vergangenheit.

Vor ihrem kurzen Auftritt warten die DJs in einer Reihe auf der Bühne, stärken sich mit Schnaps und Club Mate. Dann die Herausforderung: einen Übergang vom gerade laufenden Lied zum eigenen, mitgebrachten Song zaubern. „Das wird mehr schlecht als recht“, sagt Türkowsky. Aber das sei ja zweitrangig. Gage bekommen die Künstler übrigens nicht, dafür immerhin das Geld fürs Taxi. Die meisten, wie auch Koletzki, seien sowieso Bekannte oder man kenne sich über ein paar Ecken. Nach den „allerallerschönsten DJs der Stadt“ wollen sich die Veranstalter übrigens einen neuen Namen suchen. „Die Trilogie des Schönen wird ein Ende finden“, sagt Türkowksy. Irgendwann sei das Anfügen von immer neuen „aller“ auch ausgereizt.

Sonnabend, 22 Uhr, Festsaal Kreuzberg, Skalitzer Straße 130, 10 Euro, Infos: www.festsaal-kreuzberg.de.

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